Aufgerüsteter HSV fordert die Untouchables – Auftakt im Norden

18. April 2013
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Der HSV mit Pitcher Brent Buffa will die Untouchables zu Hause ärgern (Foto: Reinhardt, Sebastian)

Nach den vorgezogenen Partien des letzten Wochenendes greifen am kommenden Samstag und Sonntag auch alle anderen Nordteams aktiv ins Ligageschehen ein. Im Norden der 1. Baseball-Bundesliga steht „der richtige“ Opening Day bevor. Das interessanteste Duell dürfte Samstagnachmittag am Hamburger Langenhorst über die Bühne gehen, wenn die personell verstärkten HSV Stealers auf Nordmeister Untouchables Paderborn treffen. Aber auch bei den Dortmund Wanderers steht im Westduell gegen die Solingen Alligators am Sonntag eine Standortbestimmung für beide Teams bevor. In Bonn treffen die Capitals zeitgleich auf die Wild Farmers aus Dohren, während in der Hauptstadt zwischen den Berlin Sluggers und den Cologne Cardinals schon wichtige Siege im Kampf um den Klassenverbleib vergeben werden. Alle vier Doubleheader können im Bundesliga-Liveticker von zu Hause aus mitverfolgt werden.

HSV Stealers – Untouchables Paderborn

„Es wäre schön, wenn wir nicht nur Vierter werden würden. Ich würde gern einmal gegen ein anderes Team als Regensburg das Viertelfinale bestreiten“, ließ HSV Stealers Headcoach Jens Hawlitzky mit Blick auf die neue Saison verlauten. Denn auf dem vierten Rang beendeten sie im letzten Jahr die Vorrunde, schieden dann aber erwartungsgemäß gegen die Buchbinder Legionäre im Viertelfinale aus.

Während in den letzten Jahren oftmals noch im Saisonverlauf nachgebessert werden musste, sieht es in Hamburg nach mehr Stabilität aus. So konnte das Gros des Teams aus dem letzten Jahr gehalten werden, inklusive der Leistungsträger Brent Buffa und Eric Krzsiak. Nur Antonio Peraza und Craig Pycock (geht nach Stuttgart) sind nicht mehr im Kader zu finden.

Dafür konnten sie Michael Franke (kommt aus Heidenheim), Henry Guillermo (kommt aus Italien), Ben Pearson (kommt aus Kanada) und Kyle O’Campo (kommt aus den USA) verpflichten. Zudem werden Daniel und Alexander Harms Ende Mai nach Ende der College-Saison zurückerwartet.

Man spricht daher wohl zu Recht vom stärksten Stealers-Kader der letzten Jahre. Pearson, für Großbritannien im letzten Jahr bei der Europameisterschaft aktiv, Buffa und O’Campo werden die Hauptlast beim Pitching tragen. Guillermo soll mit seiner Erfahrung für Stabilität in der Defensive sorgen. Franke bringt Durchschlagskraft ins Lineup.

Gleich am ersten Spieltag kommt es dabei zur Standortbestimmung, wenn sie die Untouchables Paderborn am Langenhorst um 13 Uhr am Samstag empfangen.

Den Doppelsieg in Dohren hatte Paderborns Trainer Stefan Fechtig schnell abgehakt. „Zwei Pflichtsiege bei widrigen Bedingungen“, so lautete das Fazit in Ostwestfalen. Und das, ohne zuvor ein richtiges Testspiel absolviert zu haben. Die Aufgabe an der Alster dürfte ungleich schwerer werden für dem ambitionierten Vizemeister.

Dessen Personalbemühungen sind auch an der Pader nicht unbeobachtet geblieben. Immerhin zog es mit „Mitch“ Franke auch einen Ex-Untouchable nordwärts. Coach Hawlitzky habe nun „halb Europa bei sich spielen“. Es müsse sich zeigen, wie stark das zusammengestellte Ensemble tatsächlich sei und ob es eventuell für die Top 3 der Liga reichen wird.

Bonn Capitals – Dohren Wild Farmers

Eine Mannschaft, die über den besten Schlagmann und den statistisch besten Werfer der Liga verfügt, kann mit einem Ausscheiden im Play-off-Viertelfinale nicht so ganz zufrieden sein. Best Hitter Bradley Roper-Hubbert und Best Pitcher Charley Olson werden auch 2013 wieder für die Bonn Capitals auflaufen und sind nach Angaben ihres Headcoaches Mirko Heid bereit für den nächsten Schritt. Unter die letzten Vier soll es, ähnlich wie 2011, wieder mindestens gehen in der Bonner Rheinaue.

Damit jener Schritt auch wirklich getan werden kann, haben sich die Bonner die Dienste von Kölns „Blue Chip“ Maurice Wilhelm gesichert. Der All Star und Nationalspieler hat unbestrittene Qualitäten als Werfer und Schlagmann. Besonders auf dem Wurfhügel tat Verstärkung Not, da die Verletztenliste 2012 im Werferbereich mit Moritz Sckaer und später Max Schmitz einfach zu prominent besetzt war um mit Paderborn und Solingen, sowie im Viertelfinale mit Heidenheim mithalten zu können. Wilhelm mag all das schlagartig ändern, zudem ist zumindest Sckaer wieder einsatzbereit.

Martin Amparo wird sicher nicht wieder so viel für das Bonner Bundesligateam werfen müssen. Yannis Theissen und Eddy Stommel sind schon eher als Reliever gesetzt. Und dann geisterte in diesem Frühjahr noch ein weiterer Name durch die Rheinaue. Nils Hartkopf, hochveranlagter aber zuweilen schwieriger Ex-Nationalspieler und wegen eines Vergehens 2012 verbandsintern gesperrt, hat bei den Caps angeheuert, heisst es.

Ein spielberechtigter Hartkopf gäbe Heid enormes Potenzial an die Hand und würde den gewohnten Dreikampf an der Spitze der Nordliga völlig offen gestalten helfen. Gegen die Wild Farmers kann es am Sonntag nur die Zielsetzung geben, beide Spiele für sich zu entscheiden. Im vergangenen Jahr „klauten“ die Norddeutschen den Bonnern – allerdings damals daheim – einen Sieg. Es war einer jener vermeidbaren Pleiten, die die Caps in der Endabrechnung „nur“ auf Platz drei im Norden brachte.

Guter Dinge waren die Wild Farmers unter der Woche trotz der beiden Heimniederlagen gegen Paderborn. Die Ergebnisse gegen den Nordchamp hielten sich in Grenzen, wobei die Vorstellung von US-Pitcher Joseph Zrinzo trotz des 0:3 Anlass zu Hoffnungen gab. „Die Defensive war leider ein Totalausfall, die fehlende Vorbereitung hat man der Mannschaft angemerkt. Wenn wir das abstellen können, können wir Spiele gewinnen. Zrinzo hat super geworfen, so hatten wir uns das erhofft“, resümierte Dohrens Johst Dallmann den Spieltag aus seiner Sicht.

Dortmund Wanderers – Solingen Alligators

Die Dortmund Wanderers bekommen es gleich zum Auftakt in die neue Saison der 1. Baseball-Bundesliga mit einem Favoriten im Norden zu tun. Die Solingen Alligators kommen am Sonntag in den Hoeschpark und Headcoach Rene Herlitzius erhält gleich eine Standortbestimmung. In der letzten Saison reichte es knapp nicht zu den Play-offs, die Play-downs wurden dann aber souverän gemeistert. „Das Team ist dieses Jahr wie ausgewechselt und wir müssen uns noch zusammen finden.“, so Herlitzius.

Denn erstmals werden die Wanderers ohne US-Amerikanische Unterstützung auskommen. Trevor Howell und Joey Parigi kehren nicht zurück. Dafür steht der Australier Elliot Biddle nach wie vor im Kader genauso wie die deutschen Leistungsträger Daniel Groer, Aljosha Heller, Dennis Stechmann und Jovert Bolze. Neu im Team sind der Holländer Kevin Faries (kommt von Cologne Cardinals), Peter Ackerman (kommt von Bad Homburg Hornets) und der Venezolaner Danny Forte (mit italienischem Pass), der in den letzten Jahren in Italien unter anderem für die Godo Knights in der Italian Baseball League aktiv war.

Die Vorbereitung auf die neue Saison lief recht gut für die Dortmunder. Im Winter konnten sie eine Indoor-Schlaganlage in einem lokalen Fitnessstudio einweihen, die wetterunabhängige Trainingseinheiten möglich machte. In der „Preseason“ konnten sie unter anderem gegen die Mannheim Tornados und die HSV Stealers testen. Die beiden 23-jährigen Stechmann und Forte werden als Starting Pitcher erwartet, wobei Ackerman, Herlitzius und Biddle ebenfalls ihre Einsätze bekommen werden.

Tiefe – darum ging es den Solingen Alligators vor allem im Winter bei den Planungen für die Zusammenstellung des neuen Kaders. Und so schritten die Bergischen zur Tat und verpflichteten ein gutes halbes Dutzend arrivierter Bundesligaspieler um die Mannschaft aufzuwerten. Die beiden Outfielder Sascha Steffens und Markus Stryczek kamen aus Köln, Pitcher Nick Renault und Catcher David Selsemeyer aus Haar. Dazu die US-Fachkraft Tanner Leighton und Rückkehrer Travis Bass. Da man in Solingen keinen nennenswerten Abgänge zu verzeichnen hatte, ist der Kampf um die Startplätze entbrannt. Topwerfer André Hughes hat nun seinen „Hauscatcher“ Julian Steinberg fest im Schlepptau, Renault vertraut dagegen auf seinen Partner aus Münchner Zeiten Selsemeyer.

“Wenn ich mein Board mit all den Namen hier vor mir liegen habe, bin ich mir sicher, dass wir den am breitesten aufgestellten Kader seit vielen vielen Jahren an den Start bringen. Das macht mich optimistisch, dass wir ein gewichtiges Wort um den Titel mitreden werden“, spricht Coach Norman Eberhardt Klartext. Insbesondere die Verpflichtung Renaults, seines Zeichens Bester Südwerfer 2012 nährt bei den Klingenstädter die Hoffnung, dass es vielleicht mal wieder weiter geht als bis ins Halbfinale der DM. Mit dem „Königtransfer“ hofft man die zentrale Position des Werfers für das zweite Match auch menschlich bestmöglich besetzt zu haben.

Um das große Ziel zu erreichen, bedarf es auf jeden Fall viel Spielzeit für den beruflich arg eingespannten Dominik Wulff, der in seiner letzten Saison unbedingt nochmal richtig angreifen will, wie aus Solingen zu hören war. Mit Wulffs Bat in der Lineup sind die Allis unbestreitbar ein anderes, besseres Team. In der Vorbereitung maß man sich ohne Erfolg mit den Buchbinder Legionären und Heideköpfen beim Turnier in Regensburg. Gegen die Capitals (Sieg, Niederlage und Remis) Cardinals (klarer Sieg) und Athletics (Sieg) sah es dann schon besser aus.

Im letzten Jahr teilte man sich mit den Wanderers im Dortmunder Hoeschpark die Siege, die Serie ging dann mit 3:1 an die Eberhardt-Truppe. Bevor es aber am Sonntag losgeht wird Borussia Dortmunds Kevin Großkreutz den zeremoniellen First Pitch werfen. Zudem wird Dionneh die Zuschauer in den Pausen mit lateinamerikanischen Klängen beschäftigen.

Berlin Sluggers – Cologne Cardinals

Die Berlin Sluggers profitierten im letzten Jahr vom neueingeführten KO-Modus in den Play-downs. Denn so konnten sie obwohl sie nur zwei Siege in der regulären Saison einfahren konnten, den Klassenerhalt sportlich mit einem 3-2-Erfolg gegen die Dohren Wild Farmers in der entscheidenden Serie doch noch sichern.

In dieser Saison soll es keine Zitterpartie bis zum Ende geben. Der Nichtabstieg bleibt das Ziel: „Alles andere wäre unrealistisch“, so der neue Headcoach Jose Sanchez. Zum Auftakt am Sonntag kommen mit den Cologne Cardinals ein direkter Konkurrent in die Hauptstadt. Viel geändert wurde am Team nicht. Sanchez, ausgestattet mit einem Dreijahresvertrag, soll für Kontinuität sorgen, die in den letzten Jahren auf dieser Position nicht vorhanden war.

Ansonsten wurde der Kader aber nur marginal verändert. Andrew Jones (USA), Lucas Bannon (Kanada) und Jan Pojer (Tschechien) sind die wichtigsten Neuzgänge. Adam Chavis, Benjamin Kleiner und Ales Keprta sowie die Talente Ben Briggs und Nino Sacasa stehen nicht mehr im Kader. Dafür konnten unter anderem Iwan Galkin und Parsa Bergengrün gehalten werden.

Jones und Bannon sollen den Berlinern endlich einmal eine Präsenz als ausländischer Pitcher in Spiel zwei verschaffen. Vor allem Bannon könnte überraschen. Der 19-Jährige wird an einem Division I College in den USA studieren und Baseball spielen. Allerdings wird er erst Anfang Mai zum Team stoßen. In Spiel eins wird es auf Galkin ankommen. Das sieht auch Sanchez so. „Wir haben mit Iwan Galkin einen guten Starter, der das Zeug im Arm hat, um mehr als nur einen Win pro Jahr zu holen.“

Für die Cologne Cardinals stellt die Saison 2013 eine Zäsur dar. Bei keinem anderen Erstligisten gab es über den Winter einen derartigen personellen Aderlass zu verkraften. Wobei die wichtigste Personalie im Dugout von Statten ging. Georg Apfelbaum, langjähriger Bundesligaspieler und Kölner Urgestein ist an die Seitenlinie zurückgekehrt um seinem Stammverein mit neuem Konzept und anderer Ausrichtung unter die Arme zu greifen.

Nicht mehr zurückgreifen kann er dabei auf nahezu alle Akteure, die man gemeinhin als Leistungsträger bezeichnet und 2012 das Korsett des Teams bildeten. Nationalspieler und All Star Maurice Wilhelm zog es rheinabwärts zum Ligakonkurrenten nach Bonn, Markus Strzycek und Sascha Steffens gingen zum Mitbewerber ins Bergische Land. Daneben verließen die Raab-Brüder, sowie Christopher Goebel und Christopher Adams die Domstädter.

Der letztjährige Spielertrainer Joe Slater wird ebenso wie Pitcher Joshua Tamba und Anderson Alvarez nicht mehr im Kölner Grüngürtel zu sehen sein. Was Apfelbaum bleibt ist eine reichlich unerfahrene, blutjunge Truppe, die vor großen Aufgaben stehen wird. Kein Problem für den erfahrenen Übungsleiter, der diese Herausforderung bei der Amtsübernehme kannte und ausdrücklich befürwortet: „Meine Aufgabe war und ist es, die Cardinals wieder zu alter Stärke zu führen: aus einer hervorragenden Jugendarbeit heraus ein solides Team zu formen. Unser Ziel kann es deswegen natürlich gar nicht sein, um die Meisterschaft mitzuspielen, sondern wir werden erst einmal um den Klassenverbleib kämpfen.“ Klare Fronten also bei den „Kardinälen“.

Als Neuzugänge in der Mannschaft wird der aus Bonn gekommene René Wolf für den Wurfhügel gehandelt, das zweite Match des Spieltags soll US-Neuzugang Alex Rivers bestreiten. Jordan Rogers, Brandon Marschall und Brad Miller sind ebenso als tragende Säulen des neuen Kölner Teams geplant.

Die Vorbereitung lief für das junge Team erwartungsgemäß verbesserungswürdig. In Bonn und Solingen gab es bei Testspielen nichts zu gewinnen aber reichlich Runs auf der Sollseite. Unglücklicherweise verletzte sich Marschall beim Test in Solingen (Handgelenksbruch) und wird die ersten Wochen der Saison fehlen. Beim Auftakt in Berlin wird zudem der junge Werfer Jan Kehls nicht dabei sein können.

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Veröffentlich von: Matthias Slovig. Matthias Slovig bei kontaktieren