Der Angriff auf Regensburgs Krone beginnt

22. August 2013
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Der HSV gegen Regensburg – wie schon im Vorjahr gastiert der amtierende Meister an der Alster zum Viertelfinalauftakt (Foto: Keller, W.)

Die Runde der letzten Acht in der Baseball-Bundesliga wird am kommenden Samstag mit den Viertelfinalhinspielen eröffnet. Mit dem Rückenwind des frischen All Star Game-Erfolges im Gepäck streben die vier Nordvertreter in der ersten Play-off-Runde nach Revanche für 2012, als die Buchbinder Legionäre Regensburg schließlich in der Endspielserie gegen die Untouchables Paderborn ihren Meistertitel verteidigen konnten und die Meisterehren ein weiteres Mal – sowie zum inzwischen siebten Mal in Folge – im Baseball-Süden verblieb. Obwohl sich letztlich dieselben acht Mannschaften für die Meisterrunde qualifizieren konnten wie bereits im Jahr zuvor, finden sich dennoch interessante Duelle auf dem Spielplan.

Mit großen Ambitionen reist der frischgebackene Nordmeister Solingen Alligators nach München-Eglfing, um sich in der Best-of-Five-Serie beim Süd-Vierten Haar Disciples eine möglichst gute Ausgangsposition für das mindestens eine Rückspiel binnen Wochenfrist zu sichern. Mit der gleichen Absicht treten die Buchbinder Legionäre als Südchampion am Hamburger Langenhorst an und werden versuchen die einheimischen HSV Stealers – Nordvierter wie bereits 2012 – auf Distanz zu halten. Spannung verspricht auch das Aufeinandertreffen der Athletics und der Bonn Capitals am Mainzer Hartmühlenweg. Kann sich der rheinische Nordzweite beim rheinischen Süd-Dritten durchsetzen? Die letztjährige Halbfinalpaarung zwischen den Untouchables Paderborn – diesmal als Dritter des Nordens – und dem Südzweiten Heidenheim Heideköpfe findet diesmal schon im Viertelfinale statt. Mit offenem Ausgang.

HSV Stealers – Buchbinder Legionäre Regensburg

„Und wieder heißt der Gegner Regensburg.“ Dies ließ HSV-Stealers-Headcoach Jens Hawlitzky im Vorfeld des Viertelfinals seines Teams gegen die Buchbinder Legionäre Regensburg verlauten. Erneut treffen die beiden Vereine in der ersten Runde der Play-offs aufeinander. Der Sieger in den vergangenen Jahren waren immer die Buchbinder Legionäre. „Wir sind wieder mal klarer Underdog. Dennoch sehe die Chance dieses Jahr am höchsten, Regensburg ein Bein zu stellen. Unser Team ist so stark wie lange nicht.“ Dass sie es auch gegen die Top-Teams können, weiß man im Norden der 1. Baseball-Bundesliga. Solingen einmal, Bonn und Paderborn je zweimal, kassierten Niederlagen gegen die HSV Stealers. Brent Buffa und Travis Jones sind als Starting Pitcher vorgesehen. Iwan Galkin, Ben Pearson und Yannik Stratmann sind im Bullpen. Daniel Harms fehlt, ist mit Bruder Eric, der für die Regensburger aufläuft, schon wieder auf dem Weg in Richtung US-College. „Wir trainieren hart und werden alles geben. Ich hoffe wir können Baseball Deutschland ein bisschen überraschen.“

Das Unternehmen Titelverteidigung startet für die Buchbinder Legionäre wie schon im Vorjahr mit der Reise nach Hamburg. In 2012 setzten sich die Regensburg noch klar in drei Spielen durch (13:2, 4:0, 9:3). Doch die Hanseaten zeigten in dieser Spielzeit nicht nur einmal, dass sie auch die Großen schlagen können. Nicht umsonst wiesen die Stealers am Ende der regulären Saison mit 18:10-Siegen ihre beste Bilanz seit dem Meisterschaftsjahr 2000 auf. Legionäre-Coach Martin Helmig ist daher gewarnt: „Ich schätze sie auf jeden Fall stärker als im Vorjahr ein. Sie könnten einen Stolperstein für Jeden darstellen“, mahnt Helmig. Bereits beim All-Star Game hatte Helmig als Trainer der Süd-Auswahl Gelegenheit, den Gegner zu studieren. Dabei spielte sich vor allem Brent Buffa in den Vordergrund, der das Homerun-Derby für sich entschied. „Es wird nicht einfach. Ich bin mir sicher, dass sie uns in jedem Spiel Paroli bieten werden“, erwartet Helmig enge Partien.

Die Regensburger werfen der Hamburger Offensive um Buffa eine starke Pitcherriege entgegen. Mike Bolsenbroek (7-1, ERA 1.23) erwies sich in der regulären Spielzeit einmal mehr als Fels in der Brandung und soll auch beim HSV für den nötigen Rückhalt sorgen. In Spiel zwei hat Boris Bokaj (4-1, ERA 3.12) als Starter derzeit die Nase vorn. Der Tscheche lief Justin Kuehn (3-2, ERA 2.28) zuletzt den Rang ab. „Wir werden das im Großen und Ganzen so beibehalten“, kündigt Helmig an. Der US-Boy steht damit als erster Reliever parat. Hinzu kommen mit Philipp Hoffschild und Jonathan Eisenhuth sowie dem ein oder anderen Nachwuchstalent noch weitere bewährte Kräfte aus dem Bullpen. Der Schlüssel zum Erfolg ist für Helmig klar: „Konstantes Pitching und Defense sind das A und O.“

Haar Disciples – Solingen Alligators

Der Nordmeister reist am Samstag in die Münchner Vorstadt und will dort keine Zweifel am Ausgang der Serie aufkommen lassen. „Gegen Haar sind wir sicher Favorit, davon können wir uns nicht frei machen. Aber wie überall im Sport darf man auch hier in Baseball-Deutschland keinen Gegner unterschätzen. Haar hat sich über 28 Spiele am Ende deutlich gegen eine prominent besetzte Stuttgarter Mannschaft durchgesetzt. Da wartet also nicht bloß Fallobst auf uns“, spricht Coach Norman Eberhardt – wie immer – Klartext.

Die schlagstärkste Mannschaft des Nordens (BAvg. .334) trifft auf eine Disciples-Mannschaft, die jedoch zuletzt bei den bedeutungslosen Auftritten in Heidenheim zusammen 41 Runs kassierte. Kein Grund für die Allis zum Abheben. „Brian Fields haben die Alligators meines Wissens nach noch nie besiegt, da müssen wir uns also anstrengen“, weiß Eberhardt um zumindest eine besondere Personalie. Jene ergibt sich auch aus der Tatsache, dass mit Nick Renault und David Selsemeyer zwei ehemalige Haarer vor Saisonbeginn in die Klingenstadt gewechselt waren. Ersterer gar nach unschönem Abschied noch während der letzten Spielzeit. Zum Auftakt sind André Hughes (8-2, ERA 2.02) und vor allem Renault (11-1, ERA 0.60) als Starter gesetzt. Mit dem US-Griechen Theon Bourdaniotis kann Eberhardt zudem jederzeit qualitativ hochwertig einwechseln. Nur einmal standen sich beide Equippen in den Play-offs gegenüber. Im Viertelfinale 2010 setzten sich die Alligators klar mit 3:0 gegen Haar durch.

Die Disciples haben unterdessen ihr Soll für die laufende Spielzeit schon erfüllt. Mit der erneuten Qualifikation für das Viertelfinale haben die Münchner Vorstädter ihr Saisonziel erreicht, alles was jetzt noch kommt ist ein Bonus. Dennoch werden die „Jünger“ die Partien gegen den Favoriten aus dem Norden kaum kampflos abgeben. „Natürlich wird es schwer für uns, aber wir haben dennoch eine Chance, zumindest ein Spiel zu gewinnen. Und dann weiß man nie“, sagt Haars Cedric Bassel. Der ehemalige Regensburger weiß, wie man Solingen bezwingt, so schaltete der Outfielder mit den Legionären die Allis im Vorjahres-Halbfinale in vier Spielen aus. Die Haarer müssen allerdings obendrein einige Ausfälle verkraften. Shortstop Lorenzo Dadynoel musste bereits zurück in die USA reisen, Bruno Aurnhammer weilt ebenfalls in den Staaten und beginnt ein College-Studium. Zudem steht Tony Younis berufsbedingt nicht zur Verfügung.

Mainz Athletics – Bonn Capitals

Die Mainz Athletics waren das Überraschungsteam der ersten Saisonhälfte. Mit 8:0-Siegen hatte das junge Team von Trainer Ulli Wermuth einen fulminanten Start in die Spielzeit hingelegt. Am Ende ging den Rheinhessen ein wenig die Puste aus. Nach nur drei Erfolgen aus den letzten zehn Partien der regulären Saison wurden die A’s vom ersten noch auf den dritten Platz im Süden durchgereicht. Der Grund dafür ist aber nicht unbedingt auf die fehlende Erfahrung zurückzuführen. Die Mainzer hatten gerade in den vergangenen Wochen einige Ausfälle zu verzeichnen. Vor allem die Verletzung von Pat Haugen (8-2, ERA 2.58) traf den Süddritten hart. Pünktlich zum Play-off-Start meldet sich der US-Boy aber wieder zurück und wird in der zweiten Begegnung gegen die Capitals auf den Werferhügel zurückkehren. In Spiel eins bleibt Christian Decher (6-5, ERA 3.43) gesetzt. Im Bullpen stehen Coach Wermuth mit Manuel Möller, Pascal Raab, Niklas Böttger und Closer Tim Stahlmann wieder einige Alternativen zur Verfügung.

„Wir müssen unseren besten Baseball spielen, vor allem in der Defense müssen wir fehlerfrei bleiben und meine Pitcher dürfen sich keine oder nur wenige Freiläufe erlauben“, gibt Wermuth die Devise vor dem Duell mit dem Nordzweiten aus. „Wenn wir das wieder schaffen, haben wir eine Chance, gegen Bonn zu bestehen“, glaubt Wermuth. Seine Spieler seien topfit und freuten sich auf einen starken Gegner. Lediglich der Einsatz von Julius Spann ist noch fraglich.

Bonns Trainer Mirko Heid betont, dass er einen Heidenrespekt vor der Leistung von Ulli Wermuth und den Mainzern hat. „Die haben eine wirklich tolle Saison mit einem jungen und sehr talentierten Team gespielt.“ Die freilich in der ersten Play-off-Runde enden möge, ist man geneigt aus Bonner Sicht hinzuzufügen. Insofern werde man Mainz mit Sicherheit nicht unterschätzen. Pat Haugen trainierte am Rande des All Star Games bereits im Bullpen und mit seinem Einsatz ist fest zu rechnen. Damit ist die in den letzten Saisonspielen sichtbare Schwächung der Mainzer vom Tisch. Gute Erfahrungen haben die Capitals mit den A’s in diesem Jahrtausend nicht machen können. Dreimal in Folge, von 2005 bis 2007, bedeutete das Zusammentreffen der beiden das Play-off-Aus der Caps. Schnee von gestern für Heid. „Ich denke, das wird eine spannende und hart umkämpfte Serie, gleichwohl habe ich volles Vertrauen in meine Mannschaft. Wenn wir uns auf unsere Leistung konzentrieren, sind wir schwer zu schlagen.“

Die Caps gehen ohne Ausfälle in die Meisterrunde. Verletzungen habe der Coach der Einfachheit halber bis auf weiteres verboten. So werden am Samstag Maurice Wilhelm (5-3, ERA 1.77) und Charley Olson (9-2, ERA 1.66) auf dem Wurfhügel starten. Mit Nils Hartkopf, Max Schmitz und vor allem auch Moritz Sckaer (4-0, ERA 1.57) steht ein fähiges Reliever-Corps für den Fall der Fälle parat.

Untouchables Paderborn – Heidenheim Heideköpfe

Dass bei den Untouchables angesichts der Aufgabe Heidenheim keine große Begeisterung aufgekommen sein kann, lässt sich ohne weiteres nachvollziehen. Auch wenn sich beide Teams im Halbfinale des letzten Jahres gegenüberstanden und Paderborn mit 3-1-Siegen die Oberhand behielt, weiß U’s Coach Stefan Fechtig, dass sich die Gäste von der Alb seither massiv verstärkt haben. Es gilt am Samstag im Ahorn-Ballpark also vorzulegen um nicht chancenlos auf die Ostalb zu fahren. „Auch wenn es nicht einfach gegen Heidenheim wird, dennoch, auch sie sind schlagbar.“ Unangenehm sei der Gegner auf jeden Fall. „Ich denke, Mainz wäre leichter gewesen, aber wer Meister werden will, muss jeden schlagen.“

Schlechte Kunde dagegen aus dem ostwestfälischen Krankenlager: Eugen Heilmann und Michael Neuhäuser werden verletzungsbedingt nicht spielen können, so Fechtig. Ob Jendrick Speer für die Defensive zu Verfügung stehe, sei noch unklar. Ärgerlich zudem, dass Matthew Hewitt mit gebrochener Nase spielen muss. Ein kleiner Trainingsunfall hat dem US-Pitcher zugesetzt. Ohne Heilmann (5-2, ERA 2.82) und mit angeschlagenem Hewitt (3-1, ERA 2.70) liegt viel Verantwortung auf den Schultern Harry Glynnes (7-1, ERA 1.51), der zuletzt überragte. Gut möglich, dass Daniel Hinz nach seiner langen Verletzungspause wieder auf dem Mound zum Einsatz kommen muss.

Auch bei den Gästen aus Heidenheim hätte man wohl auf einen anderen Gegner zum Play-off-Auftakt gehofft. Die Halbfinal-Niederlage aus dem Vorjahr gegen die Untouchables steckt noch in den Köpfen der Spieler. Aber auch Heideköpfe-Manager Klaus Eckle hadert deshalb nicht mit dem Schicksal: „Man muss den Gegner nehmen wie er kommt.“ Trotzdem macht Eckle keinen Hehl daraus, dass die Ostwestfalen für ihn zu den Favoriten auf den Titel zählen. „Paderborn hat Deutschland im Europapokalturnier gut vertreten und ist daher ein ernstzunehmender Kandidat für den deutschen Meistertitel in 2013“, sagt Eckle.

Zugleich verweist der Heidenheimer aber auf die Stärken seiner Mannschaft: „Wir haben uns im Laufe der Saison kontinuierlich gesteigert. Das Team präsentiert sich jetzt zum Saison-Highlight in Bestform.“ In der Tat legte die Truppe von der Ostalb einen phänomenalen Schlussspurt in der regulären Spielzeit hin. Mit neun Siegen in Serie – darunter Kantersiege gegen die Play-off-Teilnehmer aus Haar und Mainz sowie Südmeister Regensburg – schnappten sich die Heideköpfe nach einem mäßigen Saisonstart Platz zwei und hätten sogar fast noch die Buchbinder Legionäre abgefangen. „Wir sind stärker als 2012, insbesondere im Pitching. Zudem haben wir mit Trainerfuchs Mike Hartley den bestmöglichen Coach an der Seitenlinie stehen, was in engen Spielen gegebenenfalls den Ausschlag geben kann“, verweist Eckle auf den Vergleich mit dem Halbfinale im Vorjahr: „Wir gehen topfit und topmotiviert das Unternehmen Deutsche Meisterschaft 2013 an.“

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Veröffentlich von: Matthias Slovig. Matthias Slovig bei kontaktieren