Offene Rechnungen und der mögliche Hattrick

09. August 2012
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Nach der Finalniederlage 2011 wollen die Untouchables die Revanche – „Paderborn überzeugt“ – Ende August weiß man, ob es stimmt (Foto: Eisenhuth, G.)

Paderborn gegen Regensburg, so lautet auch 2012 das Finale um die deutsche Meisterschaft in der 1. Baseball-Bundesliga. Wie schon 2011 haben sich die jeweiligen Meister der Nord- und Süd-Staffel für die entscheidende Best-of-Five-Serie qualifiziert. Im vergangenen Jahr lieferten beide Teams eine hochspannende Serie über fünf Spiele. Die Untouchables Paderborn zogen mit zwei Siegen in der Armin-Wolf-Arena auf 2-0 davon, konnten aber das Comeback der Buchbinder Legionäre mit zwei Siegen in Paderborn nicht verhindern. Der Höhepunkt der Serie bleibt ohne Zweifel das fünfte Spiel vor mehr als 2.500 Zuschauern in Regensburg. Mit 5:1 setzte sich das Team von Martin Helmig gegen die U’s seines ehemaligen Schützlings, Stefan Fechtig, durch.

Ab Samstag 14 Uhr werden beide Teams die spannende Rivalität fortsetzen. Einen Tag später folgt Spiel zwei der Serie (14 Uhr), ehe es eine Woche später bei den Legionären weitergeht. Spätestens am 25. August steht der deutsche Meister fest und es wird sich zeigen, ob den Untouchables die Revanche gelingt oder die Legionäre den Titelhattrick schaffen und so das erste Team seit Paderborn werden, welches drei Titel in Folge gewinnt.

Zwei Niederlagen musste das Team von Fechtig in den bisherigen Play-offs hinnehmen. Einem 6:7 zum Auftakt im Viertelfinale gegen die Haar Disciples, folgten drei Siege in Serie und im Halbfinale sorgten die Heidenheim Heideköpfe mit einem 10:4-Sieg für den zwischenzeitlichen Ausgleich. Doch mit zwei Heimsiegen zogen die Paderborner mit 3-1 ins Finale ein. Etwas besser ist die bisherige Bilanz der Legionäre. Die HSV Stealers wurden im Viertelfinale schnell mit 3-0 in den verdienten Urlaub geschickt. Schwerer wurde es gegen die Solingen Alligators. Einem Split am Weyersberg folgte ein glücklicher 2:1-Sieg im dritten Spiel. Die eigentlich überlegenen Solinger konnten den Schock nur schwer verdauen und verloren Spiel vier deutlich mit 7:0.

Gelingt dem Trainerfuchs Helmig auch mit den Legionären der Titelhattrick (Foto: Eisenhuth, G.)

„We believe“ hieß es nach zwei Niederlagen zum Finalauftakt gegen Paderborn in der letzten Saison und der Glaube war berechtigt. Jetzt hat Martin Helmig erneut die Chance auf den Titelhattrick. Zwischen 2001 und 2005 wurde der Regensburger Trainer bereits fünfmal in Serie deutscher Meister mit den Untouchables Paderborn. Der Altmeister weiß also wie es geht und nach vier Auswärtssiegen beider Teams im letztjährigen Finale dürfte der fehlende Heimvorteil von geringer Bedeutung sein.

Pünktlich zum Finale sind in den Reihen der Legionäre alle Spieler fit. Auf dem Mound sind Mike Bolsenbroek (26.0 IP, 28 K, 4 R)) und Justin Kuehn (18.1 IP, 17 K, 4 R) gesetzt und auch der Bullpen der Regensburger sucht in der Liga seinesgleichen. Philipp Hoffschild, Harry Glynne, Jonathan Eisenhuth, Dominik Hartinger und Rodney Gessmann wären bei einer langen Serie die Alternativen.

Bolsenbroek ist in dieser Saison der „Go-To-Guy“ der Legionäre und in den Play-offs noch ungeschlagen. Ebenso wie sein Kollege Justin Kuehn. Die einzige Play-off-Niederlage musste Reliever Glynne hinnehmen bei der Last-Minute-Niederlage in Solingen. Ansonsten zeigen sich die Closer der Regensburger nervenstark und sind in dieser Saison noch ohne verpassten Save.

Die Offensive des deutschen Meisters verlässt sich vor allem auf das Quartett, Matt Vance (Avg. 0.383), Petr Cech (0.366, 5 HR), Ludwig Glaser (0.398, 3 HR) und Evan LeBlanc (0.421, 4 HR). Gegen Solingen war zuerst LeBlanc der Matchwinner mit seinen beiden Homeruns beim 5:1, ehe Glaser im dritten Spiel die entscheidende Rolle übernahm, an beiden Regensburger Runs beteiligt war und in der Defensive den entscheidenden Unterschied machte. Insgesamt zeigte sich die Legionäre-Offensive in der Serie gegen die Alligators zurückhaltend, dafür aber äußerst produktiv. Zwei Hits reichten im dritten Spiel für ein wichtiges 2:1 (Solingen: 7 Hits) und nur im vierten Spiel drehte die Offense auf und kam in den zweistelligen Bereich bei der Schlagausbeute (17 Hits).

In diesem Jahr haben die Untouchables den Heimvorteil auf ihrer Seite. Ein entscheidendes fünftes Spiel würde im Ahorn-Ballpark der Paderborner ausgetragen. Der entzerrte Spielplan mit höchstens zwei Spielen pro Wochenende ist perfekt für den Pitchingstaff der Paderborner um die beiden Marathon-Männer Eugen Heilmann und Brian Fields. Schon im Vorjahr übernahm Heilmann die Hauptlast in den deutschen Spielen der Finalserie. Am Ende standen ein Sieg und zwei Niederlagen auf dem Konto des Nationalspielers, während Fields in zwei Spielen zum Einsatz kam und eine ausgeglichene Bilanz vorweisen kann. Auch in diesmal wird das Duo die Hauptlast auf dem Mound schultern. Heilmann hat in den Play-offs bisher zwei Siege (25.1 IP, 14 K, 15 R) eingefahren und ging gegen Haar als Losing Pitcher vom Platz. Fields ging in drei seiner vier Einsätze (33.o IP, 44 K, 9 R) über die volle Distanz und kommt auf drei Siege bei einer Niederlage. Sollte Fechtig mal in die Verlegenheit kommen auf seinen Bullpen zu setzen ist Daniel Rahn (4 Games, 8.0 IP, 6 K, 7R) erste Wahl bei den U’s. Daniel Hinz hat bisher kaum Zeit auf dem Mound gesehen und glänzt bisher eher in der Offensive (Avg. 0.402).

Eugen Heilmann ist einer von zwei Paderborner Marathonmänner auf dem Mound. Mehr als 300 Pitches warfen Brian Fields und er im letzten Doubleheader gegen Heidenheim (Foto: Eisenhuth. G.)

In der Offensive haben die Paderborner mit einem Team-Avg. von 0.349 die Nase deutlich vorne. Neben Hinz (7 Homeruns) überzeugen Jendrick Speer, Matt Martin und Björn Schonlau in der Offensive des Vizemeisters. Von den regelmäßigen Startern der U’s hat kein Spieler einen Schlagdurchschnitt unter 0.300 und knapp jeder vierte Hit ist für Extra-Bases. Mit so einer gefährlichen Schlagreihe lassen sich die Paderborner auch nicht so schnell aus der Ruhe bringen. Mehrfach lag das Team von Fechtig im Halbfinale zurück gegen die starken Heidenheim Heideköpfe und schlug doch jedes Mal gnadenlos zurück. Nur die ungewohnt hohe Fehlerquote (5 Errors in den Spielen drei und vier) dürfte dem Trainer nicht geschmeckt haben.

Trotzdem wundert es nicht, das Fechtig gegenüber der Neuen Westfälischen Zeitung vor allem die Comebackqualitäten seiner Jungs hervorhebt: „Ich bin sehr stolz auf die Jungs, sie haben heute viel Charakter und mentale Stärke bewiesen.“ Alles andere als vergessen ist die Finalserie 2011 bei Fechtig und seiner Truppe. Der ehemalige Helmig-Schützling gibt sich kampfeslustig vor den wichtigsten Spielen des Jahres: “ Wir haben da schließlich noch eine Rechnung offen.“

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Veröffentlich von: Matthias Slovig. Matthias Slovig bei kontaktieren