Verfolgerduell in der Solar World Arena – Spitzenreiter reist nach Hamburg

19. Juni 2013
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Bonns Adrian Stommel im Anflug aufs dritte Base. Coach Mirko Heid zeigt wo es hingehen soll (Foto: Lambertz, F.)

Am zehnten Spieltag der Baseball-Bundesliga ist die Spitzengruppe der Nordliga unter sich: Mit nur einer Niederlage aus 16 Spielen im Gepäck reisen die Solingen Alligtors am kommenden Samstag relativ entspannt in den hohen Norden zu den HSV Stealers. Richtig ans Eingemachte geht es tagsdrauf in der Bonner Rheinaue, wenn sich die Verfolger aus Bonn und Paderborn gegenüberstehen. Der Hoeschpark sieht am Samstag zwei spannende Matches zwischen den Tabellennachbarn Dortmund Wanderers und Cologne Cardinals. Das Tabellenschlußlicht Berlin Sluggers benötigt unterdessen gegen die Dohren Wild Farmers ganz dringend ein Erfolgserlebnis.

HSV Stealers – Solingen Alligators

Die HSV Stealers bekommen es am Samstag mit Spitzenreiter Solingen Alligators zu tun. In der Hinrunde reiste das Team von Headcoach Jens Hawlitzky hoffnungsvoll an den Weyersberg, hatte dort aber bei 0:8- und 0:9-Niederlagen nichts zu lachen. Der Trend in Hamburg zeigt auch derzeit wieder eher nach unten. Nur zwei Siege sprangen in den letzten sechs Partien gegen Dohren, Dortmund und Paderborn heraus. Zu wenig um ernsthaft die Top drei anzugreifen, zumal der eigentlich schon sicher geglaubte vierte Platz so langsam wieder in Gefahr gerät. Die zuletzt fehlenden Daniel Harms und Iwan Galkin stehen wieder zur Verfügung, der weiterhin beruflich verhinderte Mirko Oliczewsky nicht. Für Kyle O’Campo ist die Bundesligakarriere erst einmal vorbei. Der Amerikaner kehrt am Freitag aufgrund seiner Schulterverletzung in die USA zurück. „Diese Ausfälle konnten wir nicht kompensieren. Dazu kamen einige Fehler in der Defensive, die eine Top-Mannschaft wie Paderborn gnadenlos ausnutzt“, so Hawlitzky im Anschluss an die beiden Niederlagen am vergangenen Wochenende. Gegen Solingen hofft man nun, mit der eigenen Heimstärke am Langenhorst dem Tabellenführer die zweite Saisonniederlage beizubringen. „Wenn wir unsere Offensivleistung aus diesem Spiel wiederholen können und uns in der Defensive steigern und schwere Fehler vermeiden können, sind auch die Alligators zu bezwingen. Außerdem hoffe ich, dass wir unsere Formschwäche, unter der wir zuletzt gelitten haben, auch wieder überwinden.“

Unglaublich aber wahr: Nach dem ungefährderten Doppelsieg gegen Dortmund verpürten die Klingenstädter Unzufriedenheit mit der eigenen Performance. Coach Norman Eberhardt ist sicher ein Perfektionist seiner Zunft, nur so lassen sich die vorsichtigen Worte vor dem Gang an die Alster erklären: „Nach Hamburg fahren wir mit einer gehörigen Portion Respekt und Demut. Wenn die Stealers mal wieder personell aus den Vollen schöpfen können, ist das eine starke Truppe, gegen die man sich solche Fehler, wie am Wochenende geschehen, nicht erlauben darf. Da müssen wir voll da sein. Ich erwarte von meiner Mannschaft, dass sie dort zu 100% konzentriert und motiviert auftritt.“ Natürlich weiß man am Weyersberg, dass amn durch ein gutes Abschneiden beim Tabellenvierten angesichts des direkten Duelles der Konkurrenz einen mächtigen Pflock in den Play-off-Boden rammen könnte. Ab jetzt, so die offizielle Verlautbarung, gehe es darum, sich den besten Platz für die Play-offs zu sichern. Eberhardt bringt es auf den Punkt: „„Wir dürfen nicht den Fehler machen und uns von solchen Ergebnissen wie gegen Berlin oder Dortmund blenden lassen. Unser Ziel ist es, gegen die Großen in Deutschland zu bestehen.“ Mit Andre Hughes und Nick Renault wird wieder der vermeintlich besten 1-2-Punch des Nordens die Pitcherverantwortung übernehmen.

Dortmund Wanderers – Cologne Cardinals

Die Dortmund Wanderers treffen am späten Samstagnachmittag und -abend auf die Cologne Cardinals und damit auf einen direkten Konkurrenten, um die beste Ausgangsposition für die Playdowns. Am letzten Wochenende gab es für Rene Herlitzius‘ Mannen erwartungsgemäß nichts zu holen beim Gastspiel in Solingen. Während man die Alligators am ersten Spieltag noch ein wenig ärgern konnte, war man beim 4:12 und 0:14 chancenlos. Dennis Stechmann und überraschend der 17-jährige Talip Agcaer erhielten den Zuschlag als Starting Pitcher, wobei letzterer von der Solinger Offensivmaschinerie überrollt wurde und noch im ersten Inning den Mound räumen musste. Kevin Möller machte es im Anschluss besser und könnte sich so für einen Einsatz von Beginn an empfohlen haben. Inwieweit gegen die Kölner Gäste aber experimentiert wird, oder ob Herlitzius wieder selbst das Zepter in die Hand nimmt, muss man abwarten.

Mit breiter Brust fahren die Cologne Cardinals in den Hoeschpark und werden versuchen, ihre kleine Erfolgsserie – zum ersten Mal wurde ein Doubleheader gewonnen – auch beim Tabellennachbaren in der Ruhrmetropole fortzusetzen. Coach Georg Apfelbaum sah in dem Sweep gegen Berlin jedoch nicht einmal die beste Leistung seines jungen Teams: „Es war weder das beste Spiel der Mannschaft noch von Alex Rivers. Die Mannschaft hat sich aber die beiden Siege erarbeitet und meines Erachtens hoch verdient gewonnen.“ Unser „Spieler der Woche“ Jonas Gorsch hatte jedoch einen Sahnetag erwischt und damit maßgeblichen Anteil am Vorrücken auf Tabellenrang sechs. Der Gang zu den Wanderers wird dennoch kein leichter werden: „In der Verteidigung haben wir trotzdem noch zu viele Fehler gemacht – das müssen wir gegen Dortmund abstellen, um eine Chance zu haben. Ob mit oder ohne Forte – Dortmund kann immer einen guten Spieltag hinlegen“, warnt der Trainer vor Überheblichkeit. Außer dem langzeitverletzten Simon Schwarzmaier haben die Domstädter alle Mann an Bord.

Berlin Sluggers – Dohren Wild Farmers

In der Hauptstadt kommt es am Sonntag zum Aufeinandertreffen der Berlin Sluggers und Dohren Wild Farmers. Im letzten Jahr noch Konkurrenten auf Augenhöhe, liegen die Sluggers 2013 zu Beginn der Rückrunde schon deutlich hinter den Wild Farmers. In Dohren verloren die Berliner mit 9:15 und 0:9 und zieren derzeit mit einer Bilanz von 1-13 das Tabellenende im Norden der 1. Baseball-Bundesliga. Zuletzt gab es zwei Niederlagen bei den Cologne Cardinals, wobei man aber zum ersten Mal seit eben jenem Gastspiel beim Gegner von Sonntag wieder zwei Spiele über neun Innings bestritt. Vor allem im zweiten Spiel, konnten die Sluggers die Partie lange offenhalten, ehe Köln durch drei Runs im achten Inning auf 6:2 davonzog. Adam Greenberg, erst seit wenigen Wochen im Team, zeigte seine stärkste Leistung. Auf dem Mound erlaubte er bis ins achte Inning nur sieben Hits, drei Runs und einen Walk. An der Platte sammelte er zwei Hits, darunter ein Homerun. Er soll es nun auch gegen Dohren richten.

Die Wild Farmers liegen derzeit komfortabel auf Rang fünf und schielen schon fast in Richtung Platz vier. Dass sie die arrivierten Top-Teams im Norden ärgern können, zeigten sie an den letzten beiden Spieltagen. Sowohl in Hamburg gegen die HSV Stealers, als auch zu Hause gegen die Bonn Capitals, sprang jeweils ein Split heraus. Joe Zrinzo war hielt bei beiden Siegen im zweiten Spiel die gegnerischen Offensivreihen kurz und legte so die Grundlage für die Überraschungserfolge. Gegen Bonn absolvierte er gar ein Marathon-Match mit ungesunden 197 Pitches über elf Innings. In Berlin gehen die Gäste aus Dohren als Favorit ins Rennen und könnten mit eigenem Doppelsieg sowie zwei Niederlagen der HSV Stealers zumindest kurzzeitig auf einem Play-off-Platz verweilen.

Bonn Capitals – Untouchables Paderborn

An den ausgebliebenen Warnungen des Headcoaches kann es nicht gelegen haben, dass die Bonn Capitals am Samstag eine bittere Niederlage mit aus Dohren zurück ins Rheintal nehmen mussten. Letztes Jahr Jannis Wedemeyer, dieses Mal Thies Brunckhorst – so hießen die Dohrener Urgesteine, die dem Tabellenzweiten jeweils ein Bein stellten. Die Konkurrenz wird’s gefreut haben, zumal die Caps nun gegen Paderborn in Bonns umbenannter Solar World Arena schon fast zum Doppelsieg gezwungen sind, wenn der Rückstand auf Solingen nicht schon früh zu groß werden soll. Das alles ficht Heid nicht an: „Die Tabelle ist kein Faktor in unseren Überlegungen. Wir spielen so wie wir können, kämpfen jedes Spiel mit allem was wir haben und nach 28 Spielen schauen wir, wohin uns das geführt hat“, füttert der Ex-Nationalspieler das baseballerische Phrasenschwein. Auch wenn die Bonner in besagter Partie durch Homeruns von Bradley Roper-Hubbert und Daniel Lamb-Hunt sowie einem weiteren Longball vom Maurice Wilhelm, den die Unparteiischen annullierten, ihre Offensivstärke bewiesen, hatte Dohrens Pitcher Joe Zrinzo am Ende das Lachen für sich. Beide Hinspiele gingen mit 8:1 und 8:3 an die Capitals, wobei die Untouchables seinerzeit im April noch als verwundbar galten.

Das hat sich mittlerweile geändert, wie die beiden klaren Siege der Ostwestfalen gegen Hamburg am Wochenende bewiesen. Zehn Erfolge in Serie spulten die Fechtig-Schützlinge seither herunter und konnten damit Platz drei festigen. Der Abstand zu den zweitplatzierten Bonnern beträgt nur ein Spiel und ein Doppelsieg brächte Paderborn in die erste Verfolgerposition der Solinger. „Wir sind derzeit gut drauf und lassen uns nicht aus der Ruhe bringen. Darum bin ich ganz froh, dass wir nun gegen Bonn spielen und freu‘ mich auf die Partien“, verbreitet der Untouchables-Trainer Zuversicht. Insbesondere Harry Glynne hat den Ortswechsel von Regensburg nach Paderborn mittlerweile verdaut und besticht seit Wochen mit guten Leistungen. Auf die verletzten Dominik Buder (Oberarm) und Daniel Hinz (Knöchel) werden die Untouchables jedoch noch eine Weile verzichten müssen.

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Veröffentlich von: Matthias Slovig. Matthias Slovig bei kontaktieren