Dreht der Norden diesmal den Spieß um?

29. August 2013
Teilen:
Twitter Facebook Google+ Pinterest

Eine intensive Angelegenheit darf auch am Samstag in der Bonner Rheinaue erwartet werden. Bonns Philipp Spade (vorne) kommt Athletcis Catcher Kevin Kotowski ganz schön nahe (Foto: Lambertz, F.)

Die ersten Viertelfinalspiele endeten am letzten Wochenende mit einem klaren Gesamtsieg der Südvereine. Während Regensburg und Heidenheim ihre Auswärtshürden mit Doppelsiegen jeweils gekonnt nahmen, trennten sich Mainz gegen Bonn und Haar gegen Solingen mit einem Split. Macht unter dem Strich eine 6-2 Bilanz für die Südlichter. Am kommenden Samstag haben die Buchbinder Legionäre in der Armin-Wolf-Arena gegen die HSV Stealers sowie die Heideköpfe im heimischen Albstadion gegen Paderborn beste Chancen das Halbfinalticket mit nur einem Sieg zu lösen. Mehr Spannung darf am Solinger Weyersberg erwartet werden, wenn die Alligators gegen Haar ihrer hohen Favoritenrolle gerecht werden wollen. Die vermutlich umkämpfteste Serie findet in der Bonner Solar World-Arena ihre Fortsetzung. Die Capitals versuchen gegen die Athletics ihren Heimvorteil in die Waagschale zu werfen. Sollte es in einer Serie ein entscheidendes fünftes Match geben müssen, so ist jenes für den Sonntag an gleicher Stelle vorgesehen.

Solingen Alligators – Haar Disciples (Stand 1-1)

So ganz ist sich Solingens Trainer Norman Eberhardt immer noch nicht sicher, was da in München-Eglfing für sein Team im Auftaktmatch der Serie schief gegangen war. Mit 5:1 lagen die Allis zwischenzeitlich vorne, vor dem neunten Inning hieß es immer noch 6:3 für den Nordmeister. Dann zeigte der US-Grieche Theon Bourdaniotis Nerven, lud die Bases und der Rest ist Geschichte. Haar sorgte mit dem 7:6-Comebacksieg für die einzige echte Überraschung zum Viertelfinalauftakt. „Wir haben das erste Spiel dominiert und viele Baserunner produziert. Auf den Bases angekommen war dann aber Schluss bei uns und wir haben zuwenige Runs gescored. Natürlich müssen wir aber das Spiel gewinnen, wenn wir mit einer 3-Run-Führung ins letzte Inning gehen.“ Ganz der alte Trainerfuchs, nimmt Eberhardt die Niederlage auch auf seine Kappe. Vielleicht sei er in der Pre-Game-Ansprache zu lasch gewesen und habe nicht die Leidenschaft vorgelebt, die in den Play-offs nötig sei.

Da zumindest auf Nick Renault in Spiel zwei einmal mehr Verlass war, gehen die Klingenstädter jedoch weiterhin mit den besseren Karten und dem Heimvorteil in das entscheidende Wochenende. Eberhardt ist sich sicher, dass seine Jungs den Gegner nicht noch einmal unterschätzen werden: „Die Mannschaft wird hier vom ersten Moment keinen Zweifel daran lassen, dass sie gewinnen wird.“ André Hughes wird das immens wichtige dritte Spiel der Serie vom Wurfhügel beginnen. Nach einigen durchwachsenen Vorstellungen zum Saisonende hin, zeigte die Form in Haar wieder wie gewohnt nach oben.

Die Disciples sorgten am vergangenen Wochenende für den Coup schlechthin. Wohl kaum einer hätte damit gerechnet, dass die ersatzgeschwächten Münchner Solingen ein Bein stellen könnten. Doch es kam anders: der Südvierte brachte dem Nordmeister eine empfindliche Niederlage bei. Mit sechs Runs in den letzten beiden Innings drehte der Außenseiter die Partie. „Natürlich kam der Sieg auch für uns überraschend“, gesteht Haars Matchwinner Michael Stephan: „Nach unseren Abgängen war das schon eine starke Leistung.“ Mit Lorenzo Dadynoel, Tony Younis und Bruno Aurnhammer verließ ein Trio die Disciples bereits vor Saisonende.

Durch den Erfolg geht das Team von Trainer Keith Maxwell gestärkt und voller Selbstvertrauen in die Rückspiele am Weyersberg. „Wir haben gesehen dass wir auch ersatzgeschwächt mithalten können und wollen unsere Chancen nutzen“, gibt Stephan die Devise aus. Der First Baseman stellt trotzdem klar: „Wir sind weiterhin der Underdog und haben nichts zu verlieren.“ Vor allem der Ex-Disciple Nick Renault erwies sich als eine hohe Hürde. Der Abgang des Pitchers aus München verlief in der Vorsaison nicht ganz reibungslos und hatte für Brisanz gesorgt. „Natürlich hätten wir uns einen Sieg gewünscht, aber die Partie war fair und Nick hat herausragend geworfen“, erklärt Stephan.

Bonn Capitals – Mainz Athletics (Stand 1-1)

Um ein Haar hätten die Mainz Athletics die Bonn Capitals mit zwei Pleiten im Gepäck zurück in die Rheinaue geschickt. Doch die fulminante Aufholjagd der Gastgeber war nicht von Erfolg gekrönt und die Bonner behielten gerade so die Oberhand. In Spiel zwei stellte Pat Haugen einmal mehr seine Klasse unter Beweis und ließ die Gäste nicht zum Zug kommen. Ähnliches könnte sich an diesem Wochenende in Bonn abspielen. Umso wichtiger wird es für den Nordzweiten sein, die erste Begegnung für sich zu entscheiden, um nicht gegen den Dominator Haugen unter Zugzwang zu geraten.

Tatsächlich hatten die Capitals im ersten Match eine bequeme 9:1-Führung und waren gedanklich vielleicht schon beim Abbruchsieg als die Rheinhessen aufwachten. Coach Mirko Heid haderte insbesondere mit den sechs Errors, die seine Equippe am Hartmühlenweg produzierte. Lennart Weller war dabei mit zwei folgenschweren Patzern in der Endphase der ersten Begegnung nicht ohne Tadel. „Wenn ich nicht wüsste, dass wir deutlich besser spielen können, würde ich mir Sorgen machen. Da ich aber weiß, dass wir sowohl offensiv als auch defensiv um einiges besser spielen können, erwarte ich eine deutliche Leistungssteigerung am Wochenende. Ich glaube unsere Jungs brennen auch darauf zu zeigen, was sie wirklich drauf haben.“ Im zweiten Match habe man einfach kein Mittel gegen den starken Haugen gefunden. Am Samstag wird wieder Maurice Wilhelm auf dem Wurfhügel beginnen, der mit dem Süd-Dritten wenig Mühe hatte. Eine Leistungssteigerung darf auch von Charley Olson in Spiel vier erwartet werden. Zu Hause ist der All Star in jedem Fall immer noch ein Quäntchen stärker als auf des Gegners Feld.

Für die A’s heißt die Devise ebenfalls ganz klar: alles auf eine Karte. Keines der beiden Teams will es auf ein entscheidendes fünftes Spiel am Sonntag ankommen lassen. Die Pitcherdecke der Mainzer gibt neben den beiden Startern Haugen und Christian Decher mit Pascal Raab, Manuel Möller, Niklas Böttger und Closer Tim Stahlmann noch vier weitere Arme her. Bei den Capitals stehen Moritz Sckaer und Nils Hartkopf Gewehr bei Fuß, Max Schmitz ist eher für kürzere Relief-Einsätze vorgesehen. Ein wichtiger Punkt für die Athletics wird sein, sich gut auf Wilhelm einzustellen. In der Vorwoche hatten die A’s mit den Würfen des Bonner Starters so ihre Probleme. Ein Fragezeichen steht desweiteren hinter der Fitness von Haugen. Trotz seiner 17 Strikeouts am letzten Wochenende bleibt abzuwarten, ob der US-Boy nach seiner Verletzung vor den Play-offs und 126 Pitches in Spiel zwei tatsächlich bei 100 Prozent ist.

Heidenheim Heideköpfe – Untouchables Paderborn (Stand 2-0)

Die Heidenheim Heideköpfe haben in der letzten Woche ein deutliches Statement an die Konkurrenz abgegeben. Gegen den Vizemeister bot der Süd-Dritte vor allem in der Offensive eine grandiose Vorstellung. Insgesamt 27 Hits verbuchte das Team von Trainer Mike Hartley gegen die Paderborner Werfer Harry Glynne, Mathew Hewitt, Daniel Rahn und Daniel Hinz. Ganze 21 Runs schenkten die Heideköpfe den Ostwestfalen im Ahorn-Ballpark ein. „Wir gehen topfit das Unternehmen Deutsche Meisterschaft 2013 an“, hatte Manager Klaus Eckle vor der Viertelfinal-Serie ausgegeben. Seine Mannschaft ließ den Worten Taten folgen und avancierte spätestens durch den Doppelsieg in Paderborn zu einem der engeren Favoriten auf den Titel.

Eine Personalie, die den Heidenheimer Ambitionen während der Saison eine wahre Adrenalin-Spritze verliehen hat, ist die Verpflichtung von Luke Sommer. Der US-Boy konnte auch bei den Untouchables mehr als überzeugen und ließ in acht Innings nur acht Hits bei neun Strikeouts zu. Offensiv setzte der Ex-Profi mit seinem Homerun ebenfalls Akzente. Vieles wird davon abhängen, ob Sommer erneut seine Topform abrufen kann. Gelingt dies, könnte die Serie ein schnelles Ende finden. Als erste Alternative in Spiel eins gilt für die Mannen von der Brenz Nationalmannschaftswerfer Martin Dewald. Weitere Optionen für Coach Hartley sind Johannes Krumm sowie Jack Frawley für ein mögliches Spiel zwei. Soweit wollen es die ambitionierten Heidenheimer aber gar nicht erst kommen lassen.

Eines konnte man den Untouchables nach den beiden Heimpleiten sicher nicht vorwerfen: Nicht alles gegeben zu haben. Personell arg gebeutelt und ohne einen Eugen Heilmann in Relief waren die Endergebnisse gar nicht so einseitig, befand Paderborns Trainer Stefan Fechtig in der Nachbetrachtung. Harry Glynne hatte womöglich nicht seinen besten Tag auf dem Mound. Auf einen Glynne in Bestform wird Fechtig aber hoffen müssen, um sich und den amtierenden Vizemeister zumindest ins vierte Spiel zu retten. „Falls wir das schaffen, kann alles passieren“, macht der Coach sich Hoffnungen. Neben denen als Ausfall feststehenden Herrmann, Heilmann und Michael Neuhäuser müssen die U’s auch bei Jendrick Speer sehen, wie lange er durchhält. „Einfach wird’s nicht, unmöglich ist es aber auch nicht“, macht Fechtig in Zweckoptimismus.

Buchbinder Legionäre Regensburg – HSV Stealers (Stand 2-0)

Der Titelverteidiger präsentierte sich in Hamburg rechtzeitig zu den Playoffs in starker Form. Beim Doppelerfolg in der Hansestadt ließen die Buchbinder Legionäre nichts anbrennen und stellten die Weichen bereits früh auf Sieg. Wenn es nach Trainer Martin Helmig geht, ist die Viertelfinal-Serie nach drei Spielen beendet. „Wir wollen natürlich gleich das erste Spiel für uns entscheiden und die Hamburger nicht wieder stark machen“, erklärt der Legionäre-Coach. Um dies zu bewerkstelligen, schickt Helmig sein Ass auf den Mound. Mike Bolsenbroek soll die Stealers-Offense wie schon vor einer Woche an der kurzen Leine halten. Für den Notfall stehen den Oberpfälzern dennoch genug Arme zur Verfügung.

Unterschätzen wollen die Regensburger den HSV aber keineswegs. „Sie haben in dieser Saison schon bewiesen, dass sie es können. Wir wollen sie daher gar nicht erst ins Spiel kommen lassen“, sagt Helmig weiter: „Wenn wir unser Ding machen und unser Spiel konzentriert durchziehen, werden wir gewinnen.“ Das Selbstbewusstsein ist nach mehreren Höhen und Tiefen in der regulären Saison beim amtierenden Champion zurückgekehrt. Wieder da ist auch Johannes Jung. Der Neuzugang verletzte sich früh im Jahr schwer an der Schulter und gab in Hamburg etwas überraschend sein Comeback. Ob der frühere Gautinger auch zuhause auflaufen wird, ist noch offen. Zumindest ein kleines Fragezeichen steht außerdem hinter dem angeschlagenen Michael Weigl.

„Wir hatten uns wirklich mehr erhofft, daher bin ich auch ein bisschen enttäuscht“, sagte HSV-Stealers-Headcoach Jens Hawlitzky nach den ersten beiden Spielen. „Leider haben wir es vor allem in der Offensive nicht geschafft, die Leistungen zu zeigen, mit denen uns in dieser Saison Erfolge gegen die Top-Teams der Bundesliga Nord Solingen, Bonn und Paderborn gelungen sind. Wenn man in zwei Spielen nur einen Run schafft, ist dies eben zu wenig. Wir sind leider unter unseren Möglichkeiten geblieben. Vielleicht hatten wir auch zu viel Respekt.“

Brent Buffa und Travis Jones werden wieder als Starting Pitcher erwartet. Ben Pearson und Iwan Galkin sind die ersten Optionen aus dem Bullpen. Aber vor allem offensiv müssen sie nachlegen. „Wir können dort jetzt ohne großen Druck antreten, weil wir nach den beiden Niederlagen nun noch mehr Außenseiter als zuvor sind. Dennoch werden wir in der Woche konzentriert trainieren und unsere Chance suchen“, sagte Hawlitzky weiter.

Veröffentlicht in: Featured in Slider, Vorschau
Veröffentlich von: Matthias Slovig. Matthias Slovig bei kontaktieren