„Et kütt wie et kütt“ in der Rheinaue
Da waren es nur noch vier: Das Ringen um die deutsche Meisterschaft geht am kommenden Wochenende mit den ersten beiden Halbfinalpartien der Best-of-Five-Serien in die spannende letzte Kurve. Die nach der Vorrunde jeweils erst- und zweitplatzierten Vereine aus Bord und Süd haben sich für die Vorschlussrunde qualifiziert, Überraschungen und Favoritenstürze blieben in diesem Jahr aus. Der vierfache Titelträger aus Regensburg muss am Samstag beim Nordzweiten in der Bonner Rheinaue Farbe bekennen, während das schwäbische Power-Ensemble aus Heidenheim den Solinger Nordmeistern auf den Zahn fühlen will. Drei der vier Teams konnten den Halbfinaleinzug des Vorjahres wiederholen, „neu“ dabei sind die Capitals aus Bonn nach Ihrem Sieg im fünften Match in der aufregenden Viertelfinalserie gegen Mainz.
Heidenheim Heideköpfe – Solingen Alligators
Die Alligators sind ein gutes Omen für die Heidenheim Heideköpfe. In der Saison 2009 sicherte sich das Team von Ex-Major Leaguer Mike Hartley die deutsche Meisterschaft nachdem im Halbfinale die Solinger ausgeschaltet wurden. Trotzdem sieht Manager Klaus Eckle sein Team nicht in der Favoritenrolle: „Favorit in diesem Duell ist natürlich der Nordmeister Solingen. Statistikwerte wie der Team-Average .338, sowie die ERAs der Starting Pitcher Nick Renault und Andre Hughes sind eine ganz schöne Hausnummer.“ Vorbereitet sind die Heideköpfe laut Eckle auf jeden Fall: „Ein „böses Erwachen“ wird es nicht geben, wir sind vorgewarnt und werden versuchen unser bestes Baseball zu zeigen – was auch nötig sein wird um gegen diese Topmannschaft zu bestehen.“ Als Starting Pitcher bleiben weiterhin die starken Luke Sommer und Jack Frawley gesetzt. Und von seiner Offensive erwartet der Heidenheimer Manager einiges gegen das Duo Hughes-Renault: „Offensiv waren wir zuletzt sehr stark, unser Team ist am Schlag von eins bis neun in Topform. Wir werden daher Hughes und Renault zumindest mehr Gegenwehr bieten als vielleicht der ein oder andere Gegner der Nordliga.“ 37 Runs in drei Spielen gegen Paderborn sprechen eine deutliche Sprache, aber die Heidenheimer bleiben der Meinung, dass Pitching und Feldverteidigung die entscheidende Rolle in der Serie spielen werden.
Wenn es im Fußball nicht so richtig rund läuft, wird trainerseits gerne die mangelnde Chancenverwertung als Erklärung ins Feld geführt. Solingen Alligators Trainer Norman Eberhardt hatte im Viertelfinale insgesamt nicht viel auszusetzen an seinen Schützlingen. Wenn da nicht die vielen Spieler „left-on-Base“ gewesen wären, die den Nordmeister gegen Haar zuweilen länger haben brauchen lassen als erwartet. „Aber wir haben eigentlich zu keiner Zeit Zweifel daran gelassen, dass wir als Sieger vom Platz gehen werden. Und wenn unsere Offensive dann mal rollt…“ Jetzt also der Halbfinalbeginn auf der schwäbischen Alb bei den zuletzt unwiderstehlichen Heideköpfen. Wäre den Bergischen Schlagballern Regensburg lieber gewesen? Nein. „Regensburg und Heidenheim sind gleich schwer zuschlagen, auch wenn beide Teams sicher unterschiedliche Qualitäten haben. Wir müssen halt jetzt gucken, dass wir die Offensive der Heideköpfe nicht so zur Entfaltung kommen lassen. Runs werden wir dort auch scoren“, erwartet Eberhardt.
Heidenheim nötigt dem Nordmeister sicher Respekt ab, angesichts von 37 erzielten Runs in drei Viertelfinalmatches ist das auch angebracht. Gleichwohl waren da auch die 25 Punkte, die Mike Hartleys Team gegen Paderborn abgab. Solingen sieht sich im Vorteil, wenn die Starter André Hughes und Nick Renault ihren Job machen. Letzterer gab gegen Haar nach 53 gegenpunktlosen Innings in Folge mal wieder einen Run ab. „Nick hatte unter der Woche Magen-Darm Probleme und konnte diesmal nur eine sehr gute anstatt einer herausragenden Leistung abrufen. Ich habe ihm verziehen und mich dazu durchgerungen ihm nochmal eine letzte Chance zu geben“, scherzte der Coach angesichts der ungebrochenen Dominanz seines US-Werfers. Selbstverständlich wollen die Allis zwei Siege aus dem Schwabenland entführen, strategisch betrachtet wäre Eberhardt auch mit einem Teilerfolg nicht unzufrieden. Sorgen macht dem Trainer die Wade von Moritz Buttgereit, die den schlagstarken Outfielder seit einiger Zeit quält. Er wird jedoch auf jeden Fall mit nach Heidenheim fahren.
Bonn Capitals – Buchbinder Legionäre Regensburg
Lang lang ist‘s her, dass sich jene beiden Kontrahenten zu Play-off-Zwecken gegenüberstanden. 2002 war das und die Oberpfälzer setzten sich seinerzeit glatt in drei Spielen durch. Seither traf man nur noch „in Freundschaft“ aufeinander, was eher an den zwischenzeitlich recht halbfinalentwöhnten Bonnern als am bayerischen Abonnements-Finalkandidaten lag. Wie zuletzt beim Buchbinder Cup im Mai, als die Legionäre mit 9:5 die Oberhand behielten. Also klare Sache für den Titelträger? Bonns Trainer Mikro Heid ist nicht zusammengezuckt, als die Tabellenkonstellation ein mögliches Aufeinandertreffen mit Martin Helmigs Serienmeistertruppe in Aussicht stellte. „Gegen Regensburg müssen wir natürlich alles abrufen, was wir haben. Klar wird die Serie schwieriger als gegen Mainz“, glaubt der Coach.
Gleichwohl brauche man keine Angst zu haben. Offensiv seien die Regensburger ähnlich stark besetzt wie seine Truppe, auch defensiv und vom Wurfhügel aus stehe der Meister seinen Jungs in nichts nach. Die Favoritenrolle liege jedoch selbstverständlich bei den Legionären. „Es wird sicher wichtig sein, welcher Mannschaft es in der Serie gelingt, ihr volles Potential auszuschöpfen“. Heid setzt also zumindest am Samstag auf die bessere Tagesform der Capitals. Drei Dinge hätte das Viertelfinale auf jeden Fall gezeigt: „Erstens, meine Jungs können kämpfen wie die Löwen. Zweitens, wenn die Offensiv-Maschine rollt, können wir jeden Pitching-Staff auseinandernehmen. Und drittens, je länger eine Serie dauert, desto schwieriger wird es gegen uns, weil wir qualitativ gut und tief besetzt sind.“ Durchaus selbstbewusste Worte aus dem Munde des Bonner Chefübungsleiters, also. Aber als echter, wenn auch nicht mundartpraktizierender Rheinländer fügt Heid noch gerne ein „Et kütt wie et kütt!“ hinzu. Personelle Überraschungen gibt es keine. Maurice Wilhelm und Charley Olson werden zunächst „in den Ring steigen“ und die Legionäre-Offensive im Zaum zu halten versuchen.
Ein Halbfinale ohne die Buchbinder Legionäre ist nun seit mehr als zehn Jahren undenkbar. Ab 2006 folgte zudem der regelmäßige Einzug ins Finale, einzige Ausnahme die Saison 2009 als die Legionäre gegen die Mannheim Tornados den Kürzeren zogen. Trotzdem gibt es in dieser Saison etwas neues. „Bonn hat über die gesamte Saison konstante Leistungen gezeigt und wird uns alles abverlangen“, weiß Helmig über den Gegner. Dabei vertraut der Headcoach der Legionäre weiter auf Mike Bolsenbroek und Boris Bokaj als Starting Pitcher in der Bonner Rheinaue. Im Bullpen stehen Jonathan Eisenhuth und Philipp Hoffschild bereit. Justin Kuehn wartet auf seinen Einsatz als Reliever im zweiten Spiel. Wenn der Rücken mitspielt hat sich Mic Weigl, amtierender Spieler der Woche, in der Line-Up der Süddeutschen festgespielt. Auch sonst hat Helmig wenig Grund zur Rotation in seiner Aufstellung nach der souveränen Vorstellung im Viertelfinale gegen die HSV Stealers. Die Rollen sind klar verteilt und der Meister 2012 geht als Favorit in die Serie. „Wir sind gut drauf“, erklärt Helmig: „Denoch müssen wir es schaffen, unser Spiel durchzuziehen. Das ist auch nicht immer einfach. Wenn das gelingt, bin ich guter Dinge.“
Veröffentlich von: Matthias Slovig. Matthias Slovig bei Google+ kontaktieren