Interview (Teil 1/2) mit Finn Bergmann und Maurice Bendrien von den Untouchables

22. Dezember 2022
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Maurcie Bendrien (links) und Finn Bergmann (rechts) im Interview mit der Bundesliga-Redaktion

Am vergangenen Samstag, den 17. Dezember 2022 war Bundesliga-Redakteur Marcel Eßers zu Gast im Ahorn-Ballpark beim amtierenden Vize-Meister – den Untouchables Paderborn. Bei frostigen Temperaturen bot das mit Schnee bedeckte Spielfeld die perfekte Kulisse für ein Interview mit Finn Bergmann und Maurice Bendrien.

baseball-bundesliga.de: Starten wir mit einem Rückblick auf die vergangene Saison: Als Zweiter im Norden habt ihr zuerst die Disciples und dann die Guggenberger Legionäre geschlagen. In der Final-Serie unterlagt ihr den Bonn Capitals nach vier Spielen. Ihr seid amtierender Deutscher Baseball Vize-Meister. Wie ging es euch nach dem verlorenen Finale? Und mit etwas zeitlichem Abstand: Wie blickt ihr heute auf die vergangene Saison zurück?

Finn Bergmann: In den ersten Momenten direkt nach dem Finale sowie in den darauffolgenden Tagen und Wochen war die Enttäuschung sehr groß. Klar, wenn man dem Titel so nah ist, dann will man ihn natürlich auch gewinnen.

Nachdem jetzt ein bisschen Zeit vergangen ist glaube ich rückblickend, dass wir uns mit großen Schritten in die richtige Richtung bewegt haben. Es war auf jeden Fall eine großartige Saison und hat mir viel Spaß gemacht. Aus meiner Sicht war unsere Teamchemie ein sehr wichtiger Erfolgsfaktor. Wir sind alle sehr stolz, dass wir uns für die Final-Serie qualifiziert haben. Aber selbstverständlich wollen wir in den nächsten Jahren den Titel gewinnen und auch erfolgreich im Europapokal durchstarten.

Maurice Bendrien: Die Stimmung im Team war nach dem verlorenen Finale schon ein bisschen bedrückt.

Wenn man mal rückblickend überlegt, wie sich die Saison für uns entwickelt hat: Nach der knappen Serie gegen Haar sind wir endlich mal weiter gekommen als das Viertelfinale. Klar, 2021 waren wir auch im Halbfinale. Aber in der Saison wurden die Playoffs ja nur innerhalb der eigenen Divison ausgespielt. 2022 war die erste Saison in meiner Bundesliga-Karriere, in der wir es im gewohnten Playoff-Modus (Nord/Süd über Kreuz) ins Halbfinale geschafft haben.

Und die folgende Serie gegen Regensburg war etwas ganz Besonderes. Da lag Magie in der Luft. Das war ein richtig gutes Gefühl. Die Teamchemie war perfekt. Und dann haben wir uns tatsächlich für das Finale qualifiziert.

Seit Jahren verlieren wir gegen Bonn immer die entscheidenden Spiele. Die Hoffnung war dementsprechend groß, dass wir sie jetzt auf der ganz großen Bühne schlagen. Und umso größer war dann auch die Enttäuschung, als wir das Finale verloren haben. Ich denke aber, wir konnten zeigen, wie viel Potenzial in uns steckt. Es war eine sehr erfolgreiche Saison für uns. Wir haben Paderborn zurück auf die deutsche Baseball-Landkarte gebracht. Darauf sind wir stolz.

Aber … 2. Platz: Da gibt es immer noch ein Team das besser ist. Und unser Ziel für die Zukunft ist, dass wir die Besten in Deutschland werden.

baseball-bundesliga.de: Ihr seid beide noch sehr jung, aber habt dennoch bereits eine lange Baseball-Vita vorzuweisen. Bitte beschreibt eure persönliche Baseball-Story.

Maurice Bendrien: Ich spiele quasi mein gesamtes Leben Baseball. Kurz vor meiner Geburt hat mein Bruder in einem Autohaus ein paar Bälle in einem Battingcage geschlagen. Er fand das damals so toll, dass er anfing Baseball zu spielen. Und so bin auch ich dann ganz automatisch in den Sport reingerutscht. Darüber bin ich auch sehr dankbar, dass ich diesen tollen Sport für mich entdeckt habe. Meine aktive Karriere hat bei den Dreieich Vultures begonnen. Hier habe ich viel von meinen beiden Anfangstrainern – meinem Vater und Max Weber – gelernt. Während meiner Zeit bei den Vultures habe ich zwischendurch auch einmal kurz in Hünstetten gespielt. Das war aber hauptsächlich nur für eine Deutsche Meisterschaft. Zudem war ich in der Hessen-Auswahl.

Und irgendwann wurde ich gefragt: Hast du Lust nach Paderborn zu gehen? Georg Bull hatte damals den Kontakt zu Alper Bozkurt hergestellt. Und so kam ich dann auf das Internat in Paderborn – rückblickend die beste Entscheidung meines Lebens. Seitdem lebe ich in Paderborn – die erste Jahre im Internat und später bin ich dann in meine eigene Wohnung gezogen. Zwischenzeitlich hatten Finn und ich auch eine gemeinsame Wohnung.

Mein Debüt für Deutschland gab ich im U15-Team und durchlief dann auch alle folgenden Altersklassen für die Nationalmannschaft. Mein größtes Baseball-Highlight war die U15-Weltmeisterschaft 2014 in Mexiko. Das war mein erstes großes Turnier außerhalb von Europa. Die Teamchemie war damals einfach genial und wir sind – nach meiner Erinnerung – am Ende 8. oder 9. gewonnen. Für damalige deutsche Verhältnisse war das ein super Ergebnis. Trotz mehr Hits verloren wir knapp gegen Japan, schlugen Australien, schlugen Neuseeland und zeigten gegen etliche große Baseball-Nationen eine starke Leistung.

Zu meinen größten Misserfolgen gehörte die Heim-Europameisterschaft 2014 in Paderborn. Dort haben wir sehr unglücklich in der Gruppenphase gegen Tschechien verloren. Wir haben in dem Spiel einige Fehler gemacht und sind dann im Halbfinale gegen Holland ausgeschieden. So ist der Traum von der Heim-Europameisterschaft zerplatzt, was für mich auf jeden Fall schwer verkraftbar war. Aber auch Misserfolge sind wichtig, um die Erfolge genießen zu können. Deswegen hat das alles schon seinen Sinn.

Finn Bergmann: Ich habe schon sehr früh mit Baseball angefangen. Meine Familie ist generell sehr Baseball-affin. Mein Vater und meine beiden Onkel haben früher bei den Hamburg Marines und später bei den Lüneburg Woodlarks gespielt. Als 4-jähriger startete ich bei den Dohren Wild Farmers. Grund hierfür war, dass es in Lüneburg zu dieser Zeit keinen Nachwuchs-Bereich gab. Nach einem Jahr änderte sich das und ich wechselte in das Lüneburger Schülerteam. Für die Woodlarks spielte ich insgesamt 10 Jahre und hatte dort immer viel Spaß. Mein Vater war mein Trainer und hat mich durch alle Altersklassen begleitet. 2012 besuchte ich dann mein erstes DBA-Camp hier in Paderborn – weitere folgten in den nächsten Jahren.

2015 schaffte ich den Sprung in die Nationalmannschaft und gewann direkt meine erste Europameisterschaft in Tschechien. Georg Bull und die anderen Trainer haben einen riesen Job gemacht. Zudem hatten wir eine großartige Teamchemie. Das war ein ganz besonderes Erlebnis für mich, welches ich nicht vergessen werde. Kurz nach der Europameisterschaft kam ich nach Paderborn und besuchte drei Jahre das Internat. Mittlerweile habe ich hier meine eigene Wohnung.

2016 folgte mein erster Einsatz in der 1. Bundesliga. Ich bin sehr glücklich hier, auch wenn natürlich dieses Jahr mit gemischten Gefühlen verbunden ist. Einerseits das enttäuschende EM-Finale. Aber auf der anderen Seite die Weltmeisterschaft, die mein erstes Turnier auf der weltweiten Bühne war. Bisher war es eine mega Erfahrung und ich bin gespannt, was die Zukunft noch so bringt.

Bundesliga-Redakteur Marcel Eßers führte das Interview mit Finn Bergmann (li.) und Maurice Bendrien (re.)

baseball-bundesliga.de: Was sind eure persönlichen Ziele für eure zukünftige Baseball-Karriere?

Finn Bergmann: Im kommenden Jahr wollen wir auf der Leistung aus der vergangenen Saison aufbauen. Wir haben uns für den Europapokal B qualifiziert und unser Ziel ist es, diesen zu gewinnen. Dann hätte Deutschland im folgenden Jahr auch wieder zwei Sitze im Europapokal A. Und logischerweise wollen wir auch in der Bundesliga wieder ganz oben mitspielen und den Titel holen. Das sind unsere kurzfristigen Ziele.

Maurice Bendrien: Ich kann Finn nur zustimmen. Im kommenden Jahr wollen wir als Mannschaft noch ein bisschen besser werden. Da wir die letzte Saison als Vize-Meister abgeschlossen haben, meine ich mit ‚ein bisschen besser‘ selbstverständlich den Titelgewinn. Und genau das ist auch unser Anspruch für die Bundesliga-Saison 2023. Zudem ist es unser Ziel den Confederation Cup zu gewinnen, damit Deutschland wieder zwei Teams im Champions Cup stellt. Auch in den nächsten Jahren wollen wir mit dem Team auf internationaler Bühne spielen.

Mein persönliches Ziel ist es jeden Tag ein bisschen besser zu werden und damit die Mannschaft zu stärken. Denn am Ende sind es die Siege, die zählen.

Der 2. Teil vom Interview mit Finn Bergmann und Maurice Bendrien folgt in Kürze.

Veröffentlicht in: Featured in Slider, Nachgefragt, Untouchables Paderborn
Veröffentlich von: Matthias Slovig. Matthias Slovig bei kontaktieren