Interview der Woche: André Hughes: (Solingen Alligators)

16. June 2016
Teilen:
Twitter Facebook Google+ Pinterest
André Hughes ist in der dieser Woche Gesprächspartner von Baseball-Bundesliga.de (Foto: Thomas Schönenborn)

André Hughes ist in der dieser Woche Gesprächspartner von Baseball-Bundesliga.de (Foto: Thomas Schönenborn)

Statt sich mit den Bonn Capitals um Platz eins im Norden der 1. Baseball-Bundesliga zu duellieren, befinden sich die Solingen Alligators in dieser Saison im Clinch um die Plätze zwei bis vier. Starting Pitcher und Routinier Andrè Hughes bespricht im Interview der Woche auf Baseball-Bundesliga.de das bisherige Geschehen.

Baseball-Bundesliga.de: Nach den hohen Niederlagen zu Hause gegen Bonn konntet ihr euch am vergangenen Wochenende mit einem Split bei den Capitals rehabilitieren. Was habt ihr in den Rückspielen anders gemacht, was in der Hinrunde nicht funktioniert hatte?

André Hughes: Wir hatten in der Hinrunde nicht nur gegen Bonn so unsere Problemchen. Bisher lief unsere Saison definitiv nicht wie geplant. Selbst „vermeintlich schwächere Gegner“ stellten uns vor eine Aufgabe. Wir sind aus der Vergangenheit anderes gewohnt und mussten erstmal lernen damit umzugehen. Die Hinrundenspiele im speziellen gegen Bonn waren mehr als nur enttäuschend. Wir haben [glaube ich] noch nie 2 Spiele mit 10-Run-Rule verloren und wurden vor Ewigkeiten das letzte Mal gesweeped – zumindest im Double-Header zu Hause. Nach den Spielen gegen Bonn war uns aber allen klar das sich etwas ändern muss und damit meine ich keine personellen Veränderungen. Klar sieht es danach aus, dass genau zu diesem Zeitpunkt unser Pitcher / DH Jadd nach Hause fliegt. Diese Entscheidung lag aber einzig und allein bei ihm und musste respektiert werden. Ich bin eigentlich kein Fan von großen Diskussionen, Meetings oder ähnliches, hier war es aber an der Zeit. Ein Zusammensetzen der Mannschaft brachte neue Erkenntnisse. Einiges konnte „glattgebügelt“ werden und so hebte man trotz der jüngsten und desaströsen Niederlagen gegen Bonn die Stimmung und startete quasi von null.

Beim ersten Rückspiel gegen Paderborn konnte man einen leichten Leistungsanstieg bereits feststellen und immerhin splitten. In Bonn konnten wir dann alle unsere aus der Vergangenheit gewohnte Leistung abrufen und konnte zeigen, dass wir immer noch und trotz der verpatzten Hinrunde zu den Top-Teams im Norden und der gesamten Bundesliga gehören. Nun müssen wir sehen, dass wir diese Energie beibehalten und beim nächsten Spiel gegen Hannover wieder auspacken – hier ist der Sweep ein Muss.

Baseball-Bundesliga.de: Insgesamt sieht es so aus, als ob der Norden in diesem Jahr näher zusammengerückt ist. Habt ihr auch auf dem Spielfeld das Gefühl, dass der Wettbewerb gestiegen ist?

André Hughes: Bonn zieht einsam seine Kreise und ist nur noch theoretisch von Platz 1 wegzudrängen. Die Play-Off-Plätze 2,3 und 4 könnten alle noch neu belegt werden. Paderborn, Hamburg, Solingen und auch Köln haben die Möglichkeit einen Platz in den Play-Offs zu sichern. Die „alten Bekannten“ (HH, PAD, SOL) müssen jedes Spiel gewinnen um nicht abzurutschen. Und hier kommt es zum „springenden Punkt“: Aus meiner Sicht ist es definitiv so, dass jedes Team einen guten Arm im zweiten Spiel hat. Bestes Beispiel ist Jack Shannon aus Köln. Köln wurde zu Beginn der Saison sicherlich nicht als „Bonn-Bezwinger“ eingestuft. Ebenso fährt man als letztjähriger Play-Down-Teilnehmer nicht nach Hamburg und gewinnt dort so einfach. Wir konnten zum Auftakt der Saison nur knapp gewinnen. Spielen wir diese Spiele in Köln verlieren wir vielleicht, wer weiß!? Er gibt seiner Mannschaft Woche um Woche die Chance zu gewinnen, was den Teams aus Solingen, Paderborn oder auch Hannover noch zum Verhängnis werden könnte. Auch die Jungs aus Hamburg, Hannover oder Bonn zeigen das sie pitchen können. Um es kurz auf den Punkt zu bringen: Ich denke schon das die Teams etwas näher zusammen gerückt sind – Paderborn, Solingen, Hamburg, Köln und Hannover haben alle samt die Chance die Play-Offs zu erreichen, oder eben nicht. Bonn und Dortmund sind jeweils vom „Mittelfeld“ abgeschlagen und setzen sich ab…einer im positiven und einer im etwas negativeren Sinne.

Baseball-Bundesliga.de: Wer wird sich deiner Meinung nach neben Bonn im Norden für die Play-offs qualifizieren?

André Hughes: Wie oben schon philosophiert: Nur Bonn ist klar. Dortmund wird es aller Voraussicht nach nicht mehr schaffen aus den restlich verbleibenden, genügend Spiele zu gewinnen. Paderborn, Solingen, Hamburg, Hannover und Köln haben alle die Chance auf die begehrten Plätze in der Endrunde der Saison 2016. Vielleicht sehen wir mal jemand anderen als „immer nur die gleichen“.

Baseball-Bundesliga.de: Wie sehr hat euch der kurzfristige Abgang von Jadd Schmeltzer überrascht? Hatte sich da schon etwas angedeutet? Und wie gut passt Wayne Ough in das Team?

André Hughes: Ich hatte nach dem Bonn-Wochenende der Hinrunde ein kleines Gespräch mit dem Trainer beim Training. Während des Gesprächs kam Jadd auf uns zu und sagte, er wolle gerne nach Hause fliegen. Vorher gab es kein böses Blut, keine Beschwerden von Spieler- oder Trainerseite – nichts. Auch sein „Roomie“, Danny Sanchez, hatte nichts bemerkt. Es kam demnach für mich persönlich und auch den Verein sehr überraschend. Aber wie schon erwähnt, diese Entscheidung muss man nicht mögen, man muss sie aber respektieren und so gehen beide ihren Weg.

Als „Ersatz“ kam dann Wayne Ough. Er passt mehr als perfekt in dieses Team. Wayne ist eine wahre Legende und bringt neue alte Energie. Schon 2014 war er maßgeblich an der Meisterschaft beteiligt. Nicht nur als Spieler auf dem Feld, sondern auch als Motivator und Zugpferd bringt er nur Positives in die Mannschaft. Zudem kommt das er ein Routinier auf dem Mound ist und dies auch direkt mal gegen Bonn zeigte. Man wird sehen wie sich seine Position im Team für den restlichen Verlauf dieser Saison entwickelt und ob es nur beim Pitchen bleibt, kurz: Was besseres hätte uns nach dem kurzfristigen Abgang nicht passieren können.

Baseball-Bundesliga.de: Ihr habt mit Ron Frazier seit März einen neuen Trainer. Wie unterscheidet sich seine Arbeit zu seinem Vorgänger Norman Eberhardt?

André Hughes: Es wäre falsch hier Vergleiche zu ziehen. Ron ist ein erfahrener Trainer aus den USA. Norman ist ein Eigengewächs, welches sich das Meiste auf dem Feld aus seiner langjährig aktiven Zeit angeeignet hat. Norman ist einer meiner langjährigsten Freunde und seit meinem Wechsel 2001 von Hochdahl nach Solingen sowohl sportlich als auch privat ein guter Wegbegleiter. Mit ihm als Trainer haben wir Nordmeisterschaften gefeiert, wir haben 2013 im Finale ein Spiel 5 verloren und in 2014 eine Meisterschaft gewonnen. Auf den ersten Blick definitiv keine schlechte Ausbeute die es auch zu honorieren gilt.

Ron ist in seinem ersten Jahr und bisher war die Saison offensichtlich eher durchwachsen. Nun muss man sich aber ansehen was die Ziele sind und wie man diese angeht. Natürlich ist es leicht zu sagen, der Trainer ist dran schuld das wir dieses Jahr um die Play-Offs kämpfen und vielleicht sogar bangen müssen. Was man aber übersieht ist die Aufstellung mit der wir an den Start gehen. Wir haben dieses Jahr mit einem amerikanischen Pitcher und einem spanisch / venezuelanischen Feld- und Offensivspieler gestartet. Der Rest war zum ersten Mal seit Jahren komplett deutsch und wurde viel mit „den jungen“ aus den eigenen Reihen aufgefüllt. Ein Schritt den wir vielleicht früher hätten gehen müssen um die Lücke zwischen Jungendabteilung und Bundesliga zu schließen. Dann wären aber zu 100% die Meisterschaften und Erfolge der letzten Jahre ausgeblieben. Die neu angedachte Reform der Bundesliga wird dieses in Zukunft von allen verlangen – weniger Fremdeinkäufe und mehr deutscher Nachwuchs.

Veröffentlicht in: Featured in Slider, Nachgefragt, Solingen Alligators  |  Tags :
Veröffentlich von: Matthias Slovig. Matthias Slovig bei kontaktieren