Interview mit Dominik Höpfner von den Mannheim Tornados

06. Dezember 2022
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Dominik Höpfner beendet nach 21 Jahren seine Bundesliga-Karriere (Foto: Iris Drobny, www.drobny.photography)

Nach 21 Jahren in der 1. Baseball-Bundesliga – durchgehend im Dienste der Mannheim Tornados – hat Dominik Höpfner mit Abschluss der Saison 2022 seine Spielerkarriere beendet.

Am vergangenen Samstag stellte sich der gebührte Mannheimer in einem Online-Interview den Fragen von Bundesliga-Redakteur Marcel Eßers.

baseball-bundesliga.de: Kannst du bitte kurz den Verlauf deiner Baseball-Karriere beschreiben?

Dominik Höpfner: Meine Baseball-Karriere begann in Mannheim und endete auch dort. Zum Baseball kam ich eher zufällig. Im Schüleralter spielte ich Fußball beim VfR Mannheim, war hierbei aber nicht so glücklich. Ich habe wenig gespielt und auch das Training hat mir keinen Spaß gemacht. Direkt nebenan war die Baseball-Anlage der Tornados. Nach dem Fußball-Training gingen mein Vater und ich immer dort vorbei und ich schaute interessiert den Baseballern zu. Kurze Zeit später besuchten wir auch ein Spiel. Das hat mir so gut gefallen, dass ich beim Baseball-Training im Schülerteam einstieg. Bei den Tornados durchlief ich alle Altersgruppen: Schüler, Jugend, Junioren und 2. Herren-Mannschaft. 2001 hatte ich dann meinen ersten Einsatz in der 1. Bundesliga. Im gleichen Jahr sind wir mit der 2. Mannschaft von der Regionalliga in die 2. Bundesliga aufgestiegen. Sicherlich war dieser Erfolg auch mein Sprungbrett in die 1. Mannschaft. Ab circa 2003/2004 war ich dann Stammspieler im Bundesliga-Team.

Mein Highlight im Junioren-Alter war definitiv die Big League World Series. Wir haben uns damals über die Little League Regionals für die Europameisterschaft qualifiziert und diese dann mit Team ‚Deutschland‘ gewonnen. Hierdurch qualifizierten wir uns für die Big League World Series in South Carolina, USA. Wir waren das erst reindeutsche Team, welches auf amerikanischen Boden jemals ein Spiel gewonnen hat. Da wir als amtierender Europameister bei diesem Turnier den gesamten Kontinent vertraten, waren wir offiziell das Team ‚Europa‘.

In der Bundesliga wurden wir zweimal Süd-Meister und zweimal Vize-Meister. 2008 haben wir im Finale gegen Regensburg und 2009 gegen Heidenheim verloren. Da wir 2008 im Finale standen, qualifizierten wir uns automatisch für den Europapokal 2009 und gewannen diesen auch. Das Ziel ‚Deutscher Meister‘ konnte ich leider nicht erreichen, aber zumindest einen Europapokal-Sieg. Das war auf jeden Fall mein sportliches Highlight.

baseball-bundesliga.de: Nach 21 Jahren hast du mit Abschluss der Saison 2022 deine Bundesliga-Karriere beendet. Was sind die Gründe für deine Entscheidung?

Dominik Höpfner: Es gibt viele Gründe die zusammenspielen. Zum einen ist der Aufwand – zumindest für mich – unglaublich hoch, um auf diesem Level weiterhin zu spielen. Ich bin halt auch niemand, der Baseball nur so nebenbei spielt und schaut, dass die Leistung gerade so ausreicht. Mir ist immer wichtig, dass ich auch Einfluss auf das Ergebnis habe. Aber grundsätzlich könnte ich das körperlich sicherlich noch 5 Jahre leisten.

Die Situation wäre eine andere, wenn die Aussicht auf Erfolg – z. B. auf eine Meisterschaft – gegeben wäre. Aber aktuell sehe ich das nicht. Und so schenke ich lieber meinem Sohn meine Aufmerksamkeit, als viermal pro Woche zum Training bzw. ins Fitnessstudio zu gehen.

Ich bereue meine Entscheidung auch nicht. Gerade jetzt beginnt die Jahreszeit, in der wieder draußen trainiert wird. Und trotz des miesen Wetters verabreden sich die ersten bereits und gehen raus. In den letzten Jahren war ich auch immer dabei. Aber nach 21 Jahren darf man auch aufhören.

baseball-bundesliga.de: Wie wird deine persönliche Baseball-Story weitergehen? Wie sind deine Pläne für die Zukunft?

Dominik Höpfner: Erst einmal brauche ich etwas Abstand zum Baseball. Ich muss gestehen, die letzten Jahre waren schon kräfteraubend. Wenn man 21 Jahre in der Bundesliga spielt, dann bedeutetet das 21 Jahre Verzicht: Keine Sommerurlaube und bis auf wenige Ausnahmen auch keine Hochzeiten oder Geburtstagsfeiern im Sommer. Das wird sich im nächsten Sommer ändern und wir holen ein paar Dinge nach. Zudem werde ich mich auch viel um meinen Kleinen kümmern. Darauf freue ich mich schon.

Mit Sicherheit besuche ich auch bald mal wieder ein Spiel. Ob das bereits nächstes Jahr sein wird, weiß ich noch nicht. Selbst spielen werde ich aber definitiv nicht mehr. Einige Freunde fragten mich bereits, ob ich vielleicht noch just-for-fun spielen möchte. Aber das funktioniert bei mir nicht. Wenn ich irgendwas anfange, dann will ich auch erfolgreich sein und investiere entsprechend viel Zeit und Arbeit. Und davon will ich ja eigentlich weg.

Einen Job als Trainer könnte ich mir eines Tages gut vorstellen. Ich muss mal schauen, ob das eher im Nachwuchs- oder im Herren-Bereich sein wird. Aber das lasse ich mal auf mich zukommen.

baseball-bundesliga.de: Mit Blick auf die ewige Meistertafel (Link) ist erkennbar, dass Mannheim in den 80ern und 90ern bis hin zur Jahrtausendwende die deutsche Baseball-Hauptstadt war. Zuletzt lief es für den Rekordmeister – die Mannheim Tornados – weniger erfolgreich. In den letzten 10 Jahren wurden nur zweimal die Play-offs erreicht (2017 + 2019 je bis Viertelfinale). Was muss aus deiner Sicht passieren bzw. sich ändern, damit die Tornados an den Erfolg aus alten Zeiten anknüpfen können bzw. in Zukunft ein Meisterschafts-Kandidat werden?

Dominik Höpfner: Überall liest man ‚Rekordmeister‘ und dadurch baut sich ein enormer Druck bei den Tornados auf. Vielleicht kann man das mit den New York Yankees vergleichen. Sobald du das Trikot trägst, wird viel von dir erwartet. Und dann ist es egal, ob du ein 16-jähriger Bub, ein alter Hase oder ein Importspieler bist. Die Erwartungshaltung ist hoch und wenn es mal 1-2 Woche schlecht läuft, dann bekommst du das auch zu spüren.

Die Tornados kamen aus den 90ern mit unzähligen Meistertiteln und wollten das weiter aufrechterhalten. Aber die anderen Vereine haben natürlich nicht geschlafen, fleißig ihre Hausaufgaben gemacht und uns dann nach und nach überholt. Es ist nicht so, dass wir es übersehen oder ignoriert haben. Wir wollten da um jeden Preis mitspielen. In Mannheim hat man sich bislang nie getraut, mal so einen richtigen Umbruch zu starten, bei dem man ausschließlich auf den Nachwuchs setzt und auch mal eine Durststrecke oder sogar einen Abstieg riskiert, sich aber im Gegenzug einen konstanten und langfristig erfolgreichen Kader aufbaut.

Wir hatten in den erfolgreichen 90ern – bis auf wenige Ausnahmen – immer das selbe Team. Klar, das war eine andere Zeit, in welcher der deutsche Baseball noch nicht so weit entwickelt war. Aber auch in den Jahren 2007-2010, als Georg Bull unser Trainer war, hatten wir einen stabilen Kern. Und dieser wurde immer nur sporadisch aufgefüllt, wenn irgendwo ein qualitativer Mangel war. In den letzten Jahren hat man dagegen eher auf Masse gesetzt. Sehr viele und vor allem jedes Jahr neue Importspieler.

In der Saison 2019 hatten wir ein richtig starkes Team – meiner Meinung nach das stärkste Team, in dem ich je gespielt habe. Mit diesem Team hätten wir Deutsche Meister werden können. Leider verloren wir sehr unglücklich im Viertelfinale gegen Solingen. Aber mit diesem Team wäre mittelfristig einiges möglich gewesen. Doch dann hat uns die Corona-Pandemie vieles vermasselt. Das soll keine Ausrede sein, denn alle Teams litten unter den Einschränkungen. In dieser Zeit haben wir aufgrund der Ungewissheit viele Spieler verloren. Das Problem zog sich letztendlich bis 2022 durch.

Aus meiner Sicht ist ein langfristiger stabiler Mannschaftskern die Lösung, um die Durststrecke zu beenden. Und um diese Kern baut man dann auf lange Sicht peu a peu etwas auf, anstatt jedes Jahr ein neues Team auf die Beine zu stellen.

baseball-bundesliga.de: Wie ist deine Prognose für die kommende Bundesliga-Saison 2023? Wo stehen die Tornados am Saisonende und wie begründest du deine Einschätzung?

Dominik Höpfner: Das kann ich schwer beurteilen, da ich nicht mehr alles mitbekomme. Ich denke aber, dass erstmal alles so bleibt, wie die letzten Jahre. Die Tornados werden wohl einige Spieler aufgrund des ausgebliebenen Erfolgs verlieren. Ich weiß nicht genau wer das Team verlässt, schätze aber, dass man die Verluste mit Neuverpflichtungen kompensiert. Nach meiner Einschätzung wird die Qualität nicht ausreichen, um mit den ganz großen Teams mitzuhalten.

In der vergangenen Saison waren wir lange auf Play-Off Kurs, also mind. Platz 4. Ärgerlicherweise haben sich einige Spieler verletzt. U. a. die Verletzung von Marcel Giraud hat uns sehr weh getan, weil er unser Top-Pitcher für Spiel 1 war. Keine Ahnung, ob er nächste Saison zurückkommt. Am Ende kommt es aufs Pitching an. Wenn die Tornados es schaffen drei bis vier gute Pitcher zu stellen, dann ist Platz 4 realistisch. Das hängt natürlich auch wieder viel von der Tages- bzw. Wochenendform ab. Ich glaube aber nicht, dass die Tornados nächstes Jahr um den Titel mitspielen. Das wird eher ein Kampf zwischen Play-Off Qualifikation oder Abstiegsrunde. Hoffentlich kein Abstieg. Die Tornados haben eigentlich nichts in der 2. Bundesliga zu suchen. Ich hoffe, dass sie alles in die Wege leiten, um einen Abstieg zu verhindern.

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Veröffentlich von: Matthias Slovig. Matthias Slovig bei kontaktieren