Small Ball oder Long Ball, wer macht das Rennen?

02. Oktober 2013
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Die Meisterschaft fest im Blick – Die Serie zwischen den Solingen Alligators und Buchbinder Legionären wird am Donnerstag im fünften Spiel entschieden (Foto: Keller, W.)

Eine der spannendsten Finalserien um die deutsche Meisterschaft in der 1. Baseball-Bundesliga nähert sich ihrem dramatischen Schlusspunkt. Das entscheidende fünfte Spiel in der Best-of-Five-Serie wird am Donnerstag um 14 Uhr ausgespielt. Beide Teams lieferten sich in den bisherigen vier Spielen ein hochklassiges Duell auf Augenhöhe. Obwohl es bereits zum siebten Mal in den letzten zehn Jahren ein fünftes Spiel im Finale geben wird, war eine Serie selten spannender.

Die Solingen Alligators konnten an beiden Wochenenden in der Serie in Führung gehen, die Buchbinder Legionäre Regensburg konterten zweimal mit Justin Kuehn im zweiten und vierten Spiel. Hätte den Buchmachern vor der Finalserie jemand versichert, dass Solingens Starter André Hughes zwei Siege einfahren würde, die Quoten gegen einen Alligators-Erfolg wären wohl in den Himmel gestiegen. Die gleichen Buchmacher hätten nämlich fest darauf vertraut, dass Nick Renault keinesfalls zweimal als Verlierer vom Platz gehen würde. So stellen die Auguren vor dem alles entscheidenden Match fest, dass sowohl die Legionäre wie auch die Alligators bisher immer genau das Spiel holten, das eigentlich für den Gegner prädestiniert gewesen wäre.

Doch nicht nur die Zuschauer in der Armin-Wolf-Arena, sondern auch die Baseball-Fans in ganz Deutschland können am Tag der deutschen Einheit mitfiebern. Mit bis zu acht Kameras wird Legionäre-TV das alles entscheidende Spiel im Internet übertragen.

Buchbinder Legionäre Regensburg – Solingen Alligators (Stand 2-2)

„Es ist wirklich eine äußerst ausgeglichene Serie mit zwei starken Teams. Spiel fünf ist nur die logische Folge. Dass wir dieses daheim spielen, ist mit Sicherheit kein Nachteil für uns,“ fasst Legionäre-Trainer Martin Helmig die bisherigen Spiele zusammen. „Hut ab vor Justin Kuehn. Er ist mit der Drucksituation hervorragend umgegangen und hat ein herausragendes Spiel geworfen. Das war mit Sicherheit nicht einfach,“ so Helmig zur Leistung seines Pitchers im vierten Spiel am Solinger Weyersberg.

Am Tag zuvor waren die Solingen Alligators in einem dramatischen Spiel mit 2-1 in Führung gegangen. „Wir haben die Solinger zu nahe rankommen lassen. Dann haben sie es gut gemacht und ihre Chance eiskalt ausgenutzt,“ ärgert sich der Coach über den verpassten Sieg als seine Legionäre mit einer 4:2-Führung ins letzte Inning gingen und doch noch den Kürzeren zogen. Vielleicht war es doch die Kulisse in Solingen, die es den Legionären schwer gemacht hat. „Es war wie immer unglaublich laut und wir haben kein Wort verstanden,“ erklärt Helmig: „Von Vuvuzelas bis Trommeln haben sie alle möglichen Geräuschemacher aufgefahren.“

Am Sonntag kam sein Team besser mit dem Faktor „Weyersberg“ zurecht. Kuehn sah sich zwar auch dem potentiellen Führungspunkt gegenüber im letzten Durchgang, beendete die Bedrohung mit einem Strikeout zum 3:1-Sieg. Im fünften Spiel ist der bisher beste Pitcher der Legionäre im Finale zum Zuschauen verdammt. Der US-Amerikaner ist ebenso wie Solingens Nick Renault als Pitcher nicht einsatzberechtigt in dieser Partie. Mit Mike Bolsenbroek als Starting Pitcher hat Helmig aber eigentlich keinen Grund sich zu beklagen. Etwaige Überlegungen mit Boris Bokaj ins Spiel zu gehen und Bolsenbroek erst im Laufe des Spiels zu bringen hat das Trainer-Urgestein verworfen. Bokaj bildet zusammen mit Philipp Hoffschild die erste Reihe im Bullpen. Jonathan Eisenhuth und Daniel Thieben stehen aber ebenfalls als Einwechselpitcher bereit.

Diese Finalserie scheint häufiger als andere mit Baseball-Konventionen zu brechen. Da legt ein Kai Gronauer im dritten Match zum denkbar unwahrscheinlichsten Zeitpunkt einen schönen Bunt ins Solinger Gras und bringt das Legionäre-Infield in Verdrückung. Tags darauf revanchieren sich die Oberpfälzer gleich mehrfach mit Erfolg für das „kurze Spiel“ der Bergischen. Das hatte Allis-Coach Norman Eberhardt so gar nicht geschmeckt. „Die eigene Medizin schlucken“ ist auch verdammt bitter zuweilen.

Der amtierenden Meister trieb den Herausforderer aus dem Norden mit dem sogenannten „Small-Ball“ zur Verzweiflung. „Wir haben häufig drei Bunts hintereinander hingelegt und die Bases damit geladen. Das hat gut funktioniert,“ erklärt Helmig angesprochen auf den Solinger Unmut über seine Taktik. Offensiv zeigten sich die Legionäre im vierten Spiel wesentlich effektiver als am Tag zuvor. Den 3:1-Sieg fuhren die Süddeutschen ein, obwohl der Gastgeber bei den Hits mit 8:5 überlegen war. Am Samstag waren die Vorzeichen noch umgekehrt. Regensburg hatte deutlich mehr Hits (15:7) ging aber mit 4:5 als Verlierer vom Platz.

Die Legionäre setzen aber nicht nur auf dem Mound auf Bewährtes, auch sonst hat Helmig wenig Grund seine Lineup zu verändern. Im Outfield bleiben Enzo Muschik, Philipp Howard und Evan LeBlanc erste Wahl. Gleiches gilt für Ludwig Glaser, Matt Vance und Richard Klijn im Infield. Maik Ehmcke hat sich am ersten Base festgespielt, hier wäre Christoph Zirzlmeier die erste Alternative. Christopher Howard bleibt weiter Stammgast hinter der Platte.

Entscheidend bleibt für den Skipper der Legionäre nur eine Sache: „Ich hoffe, wir können Hughes diesmal knacken.“ Dieser war schon 2006 der Spielverderber in der Armin-Wolf-Arena, als sich die Alligators im dritten Spiel an der Donau die Meisterschaft sicherten. Das sich die Geschichte nicht wiederholt, dafür sollen auch die Zuschauer an der Donau sorgen. „Ich erwarte eine volle Hütte,“ freut sich Helmig: „Und hoffentlich ein Baseball-Fest.“

Auf der Gegenseite hat der Solinger Coach seinen Jahresurlaub fest im Blick. Am Freitag fährt der Übungsleiter in die Ferien. Am liebsten natürlich mit dem DM-Titel im Gepäck. Kurz und präzise auch seine Nachhschau zum Heimwochenende: „Wir haben eine Chance verpasst, hätten natürlich gerne zu Hause den Sack zu gemacht. Aber wir haben eine Stunde nach der Niederlage schon wieder mit der Vorbereitung auf Donnerstag begonnen. Alle sind schon wieder heiß darauf zu spielen und sind optimistisch, dass wir es schaffen. Schließlich haben wir am Sonntag nur ein Spiel verloren und nicht die Serie.“

Während die Ostbayern Ihr Glück im kurzen Spiel suchten und fanden, könnte Solingen sein Heil im Homerun, also dem „Long Ball“ suchen. Viermal schlugen die Allis den Ball bisher in der Finalserie aus dem Stadion, nur einmal die Legionäre. Auch bei den Extra-Base-Hits hatte Solingen bisher mehr Punch. Kai Gronauer und Dustin Hughes werden in der Armin Wolf-Arena wieder Maß zu nehmen versuchen und hoffen, dass der Ball – nicht wie daheim – doch noch knapp am Zaun gefangen wird. Gewonnen oder verloren wird aber auch das fünfte Match in der Defensive und natürlich vom Mound aus. „Hughi wird fit sein und die Defense bereit ihm zu helfen“, hofft Eberhardt zum dritten Mal auf seinen Starter. Auch bei Solingens letztem DM-Titel 2006 an gleicher Stelle holte der Linkshänder den entscheidenden Sieg. Und Robin Drache, der Spiel eins aus dem Bullpen heraus sicherte, steht wieder Gewehr bei Fuß.

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Veröffentlich von: Matthias Slovig. Matthias Slovig bei kontaktieren