Spannung pur erwartet die Zuschauer am Solinger Weyersberg
Aus vier mach zwei. An diesem Wochenende entscheidet sich, wer im großen Saisonfinale um die deutsche Meisterschaft 2013 kämpfen wird. Vier Teams hoffen auf den Einzug ins Endspiel. Die besten Karten haben sicherlich die Buchbinder Legionäre. Der Titelverteidiger entführte in der vergangenen Woche beide Partien aus Bonn und hat nun vor heimischer Kulisse in Regensburg alle Trümpfe in der Hand, den vierten Finaleinzug in Serie perfekt zu machen. Die zweite Paarung verspricht wesentlich mehr Spannung. Die Solingen Alligators und die Heidenheim Heideköpfe lieferten sich vor Wochenfrist auf der Ostalb ein packendes Duell. 1:1 steht es in der „Best-of-Five“-Serie, eine entscheidende fünfte Partie am Solinger Weyersberg am Sonntag erscheint vorprogrammiert. Startschuss zum jeweils dritten Spiel in der Serie ist am Samstag um 13 Uhr.
Buchbinder Legionäre Regensburg – Bonn Capitals (Stand 2-0)
Der Titelverteidiger hat Kurs auf das Finale genommen. Die Buchbinder Legionäre setzten sich in zwei hart umkämpfen Partien in der Bonner Rheinaue am vergangenen Wochenende durch und stehen mit einem Bein im Endspiel um die deutsche Meisterschaft. Einem Pitcher-Duell in Spiel eins folgte ein offensives Hin und Her in der zweiten Begegnung. Die Legionäre demonstrierten dabei ihre ganze Bandbreite. Starkes Pitching in Person von Mike Bolsenbroek und eine solide Defense sowie unbändiger Siegeswille gepaart mit der nötigen Qualität im Angriff gaben letztlich den Ausschlag für den Doppelsieg bei den Capitals. Dabei hätten beide Partien gut und gerne auch anders laufen können. „Die Begegnungen standen auf Messers Schneide. Bonn hat eine sehr starke Mannschaft, Kleinigkeiten haben entschieden“, weiß Regensburgs Trainer Martin Helmig.
Es sind wohl diese Kleinigkeiten, die auch in der Schwabelweiser Armin-Wolf-Arena über Sieg und Niederlage richten werden. Klar ist: Ein Bolsenbroek in Hochform ist für jede Mannschaft nur schwer zu knacken. Der Spieler der vergangenen Woche fand in Maurice Wilhelm aber einen ebenbürtigen Gegner und wird eine ähnliche Leistung abrufen müssen, um die hungrige Bonner Offensive kurz zu halten. Helmig ist bei allem Respekt für den Gegner aber nicht mulmig zu Mute. „Natürlich werden wir Bonn nicht unterschätzen und konzentriert zur Sache gehen. Für uns zählt nur der Sieg im ersten Spiel“, gibt der Coach die Marschroute vor. Sollte Sieggarant Bolsenbroek Schwächen zeigen, steht den Buchbinder Legionären eine ganze Armada an Einwechselwerfern zur Verfügung. Zu Philipp Hoffschild, Jonathan Eisenhuth und Boris Bokaj gesellt sich am Wochenende noch ein weiterer Arm. US-Profi Daniel Thieben feierte jüngst die Meisterschaft in der Rookie League und kehrte unter der Woche nach Deutschland zurück. Der Nationalspieler wird vorerst den Kader der Helmig-Truppe verstärken.
Nach den beiden intensiven Partien des Halbfinalauftaktes in der Rheinaue letztlich mit leeren Händen dazustehen, war für die Capitals eine ganz bittere Pille. Im ersten Spiel ebenbürtig und durchaus mit Siegchancen, im zweiten dann im entscheidenden Moment der größeren Play-off-Erfahrung der Buchbinder Legionäre Tribut zollend – das Unternehmen Finaleinzug der Rheinländer steht nunmehr vor einer denkbar schweren Prüfung. „Normalerweise gewinnen wir die Spiele, in denen wir weniger als drei Runs abgeben. Aber Herr Bolsenbroek ist natürlich auch ein Ausnahmespieler“, fasst Bonns Coach Mirko Heid nochmal die Geschehnisse der Vorwoche zusammen. Jenen Herrn Bolsenbroek im dritten Spiel zu besiegen ist aber „nur“ die erste Hürde, die der Nordzweite am Wochenende überspringen muss, wenn man nicht schon nach drei Spielen die Segel streichen will. Dazu bedarf es sicher auch einer Top-Performance der offensiven Schwergewichte auf Seiten der Capitals. Daniel Lamb-Hunt und vor allem der in den Play-offs bisher blass gebliebene Bradley Roper-Hubbert (5 for 26) sind hier gefordert.
Irgendwie Bolsenbroek beikommen, danach den in Bonn nicht unbedingt dominant auftretenden Boris Bokaj schlagen und somit ein fünftes Spiel erzwingen – so lautet wohl die Marschroute der Caps. „Die Vergangenheit und die Resultate können wir nicht beeinflussen, sondern nur unsere Einstellung und Leistung. Wir werden auch in Regensburg hoch motiviert und engagiert ans Werk gehen und versuchen unsere beste Leistung abzurufen. Wir haben am Samstag gesehen, dass es möglich ist, Regensburg zu schlagen aber dafür müssen wir alles abrufen. Und genau das wollen wir tun.“ Sollten die Bonner diese Serie noch drehen, es wäre sicherlich die größte Überraschung der laufenden Play-offs.
Solingen Alligators – Heidenheim Heideköpfe (Stand 1-1)
Solingens Trainer Norman Eberhardt ist ein Mann, der immer auch für einen guten Spruch zu haben ist. Vor den beiden Heimspielen am Samstag gegen die Gäste aus Heidenheim liegt es an den Alligators, die in allen verbleibenden Partien Rolle als Gastgeber in die Waagschale zu legen und das Finalticket zu lösen. „Die Burschen von der Ostalb sind schon ’ne richtig gute Mannschaft“, zollt Eberhardt den Heideköpfen auch nach dem Split der Vorwoche den fälligen Respekt. „Aber sie sind nicht besser als wir“, fügt das seinerzeit aktive Mitglied des letzten Solinger Meisterensembles von 2006 hinzu. Es waren zwei knappe Partien, die zuerst von Heidenheims Luke Sommer und später von Solingens Nick Renault dominiert wurden. Die Siegteilung war irgendwie gerecht und könnte sich am Samstag wiederholen. „Die Heideköpfe haben eine starke Offensive, da ist es wirklich Schwerstarbeit für Pitcher und Catcher sich durchzuwurschteln. Auf der anderen Seite müssen wir uns dann aber auch offensiv ein wenig besser verkaufen wenn wir so ein Team bei so wenigen Runs halten“, trauern die Allis so ein wenig den vergebenen Chancen aus der Auftaktpartie nach.
Für das Wochenende ist Eberhardt optimistisch: „Wir sitzen jetzt vorne auf dem Fahrersitz. Alle haben gesehen, dass in dieser Serie alles Möglich ist, aber wir spielen jetzt zu Hause in unserem Stadion.“ Mit den gewohnt lautstarken Fans im Rücken soll der Finaleinzug gelingen. Und dann haben die Bergischen rechtzeitig vor dem Wochenende noch einen prominenten „Neuzugang“ zu vermelden: US-Minor Leaguer Kai Gronauer ist mit seinem AAA-Team aus den Play-offs ausgeschieden. Und der deutsche Nationalspieler damit auf Heimaturlaub. Selbstverständlich steht er seinem Stammverein zur Verfügung. Eberhardt gibt sich optimistisch: „Ich denke wir haben gute Chancen das Ding in vier Spielen einzutüten. Falls das nicht gelingt, sind wir für Spiel fünf gerüstet.“
Mit einem Split vor heimischer Kulisse im Rücken und bis zu drei Auswärtspartien vor der Brust ist die Ausgangslage für die Heideköpfe nicht optimal. „Wir hätten natürlich lieber beide Spiele zuhause gewonnen“, macht Manager Klaus Eckle keinen Hehl. Dennoch sehen die Heidenheimer keinen Grund, den Kopf in den Sand zu stecken und Eckle geht zuversichtlich in die Rückspiele am Weyersberg: „Die Ausgangsposition ist nach wie vor gut.“ Es wäre auch fatal, nach zwei hochklassigen Partien auf der Ostalb die Flinte frühzeitig ins Korn zu werfen. In den Hinspielen untermauerten beide Teams ihre großen Ambitionen und lieferten sich einen Schlagabtausch auf Biegen und Brechen. Schon allein die Endergebnisse sprechen Bände und verdeutlichen die Ausgeglichenheit dieses Duells. Vor dem zu erwartenden Hexenkessel in Solingen ist den Heidenheimer nicht Bange. „Die Nerven werden uns keinen Strich durch die Rechnung machen, dafür ist das Team mit sieben ehemals in den USA spielenden Profis und einem Ex-Major-Leaguer auf der Trainerbank viel zu abgebrüht“, versichert Eckle.
Heidenheims Luke Sommer erwies sich im Hinspiel wie später Solingens Nick Renault als der gewohnte Rückhalt. Die Devise für die Heideköpfe ist daher klar: „Wir werden alles daran setzen, Spiel drei zu gewinnen und dann sehen wir weiter“, kündigt Eckle an. Für die zweite Partie gilt es, die schwierige Aufgabe zu lösen und Dominator Renault zu knacken. „Er hat ein klasse Spiel abgeliefert und in engen Situationen auch das Glück des Tüchtigen gehabt“, erkennt Eckle die Leistung des Gegenüber an. Die Heidenheimer bauen allerdings auf ihren Starter. „Jack Frawley gibt dem Team auch immer die Chance, ein Spiel zu gewinnen“, so Eckle weiter. Und „falls dies nicht klappt, gewinnen wir zur Not eben wieder in Spiel fünf“, verweist Eckle auf die Halbinfal-Serie in 2009, als sich die Seinen am Ende zum Deutschen Meister kürten.
Veröffentlich von: Matthias Slovig. Matthias Slovig bei Google+ kontaktieren