Spitzenspiel in der Rheinaue zum Auftakt – Cards zurück in der ersten Liga

29. März 2012
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Im Norden der 1. Baseball-Bundesliga ist Samstag der Opening Day. Punkt 13 Uhr sind die ersten Würfe in vier Ballparks angesetzt. Dabei kommt es zum Auftakt gleich zu einem Gipfeltreffen. Die Bonn Capitals treffen auf die Solingen Alligators – eine echte Standortbestimmung zu Saisonbeginn.

Ein paar Kilometer weiter in Köln-Müngersdorf, feiern die Cologne Cardinals unterdessen die Rückkehr ins Oberhaus des deutschen Baseballs. Sie treffen auf die Dortmund Wanderers, die zeigen wollen, dass sie nicht nur wegen Matt Kemp gewinnen konnten.

Der Nordmeister des Vorjahres muss am ersten Spieltag reisen. Die HSV Stealers empfangen die Untouchables Paderborn und wollen dem haushohen Favoriten ein Schnippchen schlagen. In der Hauptstadt treffen unterdessen die Berlin Sluggers auf die Dohren Wild Farmers.

Alle vier Doubleheader können im Bundesliga-Liveticker von zu Hause aus mitverfolgt werden.

Bonn Capitals – Solingen Alligators

Mit der Knallerbegegnung zwischen den Bonn Capitals und den Solingen Alligators beginnt die Nordkonkurrenz am Samstag mit einem echten Gipfeltreffen. Die einzigen beiden ernstzunehmenden Verfolger der Untouchables Paderborn teilten sich 2011 jeweils die Siege. In der Vorbereitung gab vor kurzem das gleiche Resultat.

Hochkonzentriert gingen Jon Marshall und die Caps in der Vorbereitung zu Werke (Foto: Eisenhuth, G.)

Bleibt er oder geht er? Diese Frage beschäftigte die Bonn Capitals in der Off-Season am meisten. Gemeint war Tim Henkenjohann, Nationalpitcher und Garant für wenige Runs im Defensivverbund der Capitals. Nun, er bleibt im Verein, muss aber beruflich und privat kürzer treten, weshalb Trainer Mirko Heid seine Fühler gen Pulheim ausstreckte und US-Stipendiat Markus Solbach zumindest für dessen kurze noch verbleibende Zeit im Heimatland in die Rheinaue lotsen konnte. Mit Solbach wechselten auch Best Batter Daniel Lamb-Hunt und Lee Roberts zu den Bonnern. Als Ersatz für Bryce Schoening wurde Charley Olson von der Georgie State University für den Pitcherjob im zweiten Spiel verpflichtet. Dort wird auch Max Schmitz seine Ausbildung fortsetzen und ab Juni bei den Caps „Sommerferien“ bestreiten. Vincent Ahrens kam aus Köln rheinaufwärts, was die Catcherposition weiter solidifiziert. Heids Team hat sich als einziges Nordteam namhaft verstärkt. Die Capitals dürften offensiv schwer zu schlagen sein. Moritz Sckaer trägt die Hauptlast der Defensive. Solange jener gesund bleibt, ist das womöglich genug Henkenjohann-Ersatz.

Am Solinger Weyersberg verlief die Winterpause in weitgehend ruhigen Bahnen. Nach dem letztjährigen Halbfinaleinzug und dem glatten Rauswurf durch den späteren Champ aus Regensburg haben die Solingen Alligators neue Kräfte gesammelt. Mit Norman Eberhardt haben die Alligators ein Urgestein als neuen Headcoach installiert. Eberhardt soll mehr Kontinuität und Nachhaltigkeit in die in den letzten Jahren eher unstete Trainerfrage bringen. „Durch ihn fließt grüne Blut“, bringt es Presse-Frontfrau Antje Götze-Römer auf den Punkt. Eberhardt durfte die US-Akteure austauschen und hielt ansonsten den sehr jungen  Kader zusammen. Travis Bass, der als neuer Chris Beck gehandelt wird, Brandon Roper-Hubbert, dessen Bruder in Bonn spielt und Shelby Robertson als ausländischer Werfer sorgen fürs Exotische am Weyersberg. Es wird sich zeigen, ob und wie Eberhardt, der als erstklassiger Motivator gilt, das Manager-Einmaleins beherrscht.

HSV Stealers – Untouchables Paderborn

Der amtierende Nordmeister aus Paderborn gibt zum Ligaauftakt seine Visitenkarte bei den HSV Stealers ab. Alle vier Begegnungen des Vorjahrs gingen an die Ostwestfalen, die damit 18 der letzten 20 Partien gegen die Nordlichter für sich entscheiden konnten.

Wenn man deutscher Vizemeister ist, kann es eigentlich nur ein Ziel geben: den Titel zu holen. Bei den Untouchables Paderborn mag Vorstand Uwe Diedam aber nicht so weit gehen und die Ligakrone fordern. Eine Finalteilnahme sollte am Ende dennoch wieder herausspringen. Cheftrainer „Red“ Fechtig glaubt, dass sein Team gut genug ist, den letzten Schritt zu tun. Ein produktives Hallentraining im heimischen Ahorn-Sportpark sorgt für Zuversicht an der Pader. Personell haben die Ostwestfalen nicht viel tun müssen. Ein Franke raus (Mitch), ein Franke rein (Rene), das wars schon fast. Das ohnehin große Kader der U’s blieb außer dem Abgang von US-Boy Ryan Hall unverändert. Aus Bonn stießen noch die jungen Schulze-Boys hinzu. Matt Martin und Bryan Fields (P) besetzen zusammen mit Craig Pycock die Ausländerpositionen. Mit Eugen Heilmann, Daniel Hinz, Daniel Rahn und „Shorty“ Franke stehen deutsche Werfer en Masse zur Verfügung. Das alles sollte locker für die Top 2 reichen.

Die Stealers hingegen backen in diesem Jahr erst einmal kleinere Brötchen. Nachdem vor 12 Monaten die Play-off-Teilnahme zu Saisonbeginn mit einigen namhaften Neuzugängen fest eingeplant war, gibt man sich 2012 keinen Illusionen hin. Der Klassenerhalt ist das primäre Ziel. Sam Boone, Justin Staatz, Max Warren, Jakub Vojak, Philipp von Soosten, Rene Herlitzius und Eric Harms sind nicht mehr da. Dessen Bruder Daniel beginnt die Saison in den USA. Neu im Kader sind der neue US-Pitcher Brent Buffa, Infielder Mathis Grope und der polnische Infielder/Pitcher Bartosz Matuszewski. Die Verpflichtung eines Catchers zerschlug sich kurzfristig, so dass demnächst wohl noch Verstärkung kommen wird. Wer zu Saisonbeginn neben Buffa als Starting Pitcher den Vorzug bekommt – Marcel Brede und Stefan Kruse sind die ersten Favoriten – entscheidet sich kurzfristig. Matuszewski und Spieler-Coach Jens Hawlitzky stehen als Optionen aus dem Bullpen zur Verfügung. In der Offensive liegt die Hauptlast nun auf den Schultern von Brehan Murphy und dem französischen Nationalspieler Jerome Rousseau. Mit den Top vier werden die Hamburger in dieser Saison sicher nichts zu tun haben. Für Platz fünf oder sechs sollte es aber reichen.

Cologne Cardinals – Dortmund Wanderers

In Sichtweite des Rheinergie Stadions zu Köln sind am Samstag im Müngersdorfer Baseballpark schon wieder angriffslustige Dortmunder zu Gast. Nach einem Jahr Abstinenz empfangen die Cologne Cardinals die Dortmund Wanderers und hoffen auf anhaltende Aufstiegseuphorie.

Nach einem Jahr Abstinenz sind die Cologne Cardinals wieder zurück in Liga eins (Foto: Eisenhuth, G.)

Den Betriebsunfall des Erstligaabstiegs haben die Cologne Cardinals schnell und eindrucksvoll repariert: Ungeschlagen marschierten die Domstädter durch das Bundesligaunterhaus und sind nun wieder in den Beletage angekommen. Spielertrainer Joe Slater patroulliert im Outfield des nach Solingen zweitjüngsten Teams der Liga. Cards-Präsident Daniel Ramirez sieht sein Team 2012 jedoch nicht nur im puren Überlebenskampf. „Ziel ist natürlich der Klassenerhalt, aber mit Blick auf die Play-offs“, lautet seine mutige Devise. Als Pitcher hat sich Pascal Raab mittlerweile etabliert, für das zweite Spiel nehmen die Kölner die Dienste des Amerikaners Joshua Tamba in Anspruch. Catcher Christopher Göbel kam von den Challengers aus Berlin als Ersatz für den nach Bonn abgewanderten Vinnie Ahrens. In den Vorbereitungsspielen gegen belgische Erstligisten hielten sich die Cardinals wacker. Vor allem in der Offensive habe man große Fortschritte gemacht.

Die Dortmund Wanderers qualifizierten sich in der Saison 2011 als Tabellenvierter im Norden für das Viertelfinale, wo dann aber gegen den späteren deutschen Meister aus Regensburg kein Kraut gewachsen war. In der sportlichen Leitung musste man in der Offseason umstellen. Matt Kemp – Headcoach und Quasi-Sieg-Garantie in Spiel zwei – zog es zu den Mannheim Tornados. Dafür kehrt Rene Herlitzius zurück, der von nun an die Fäden im Dugout zieht. Am Team selbst hingegen, ändert sich nicht viel. Der Großteil des Kaders konnte gehalten werden, inklusive des kongenialen Offensiv-Duos Elliot Biddle und Trevor Howell. Der 24-jährige Linkshänder Joey Parigi soll Kemp auf dem Mound ersetzen. Er galt einst als großes Talent in den USA und durchlief diverse Nationalmannschaften, bevor es ihn in die Frontier League verschlug. Dennis Stechmann ist in Spiel eins als Starting Pitcher vorgesehen. Das Saisonziel sind erneut die Play-offs. Platz vier sollte drin sein und an guten Tagen, dürften Bonn, Paderborn und Solingen auch mal als Verlierer vom Platz gehen.

Berlin Sluggers – Dohren Wild Farmers

Im vierten Doubleheader im Norden der 1. Baseball-Bundesliga treffen am Samstag im Paul-Rusch-Stadion am Kölner Damm in Berlin die Berlin Sluggers auf die Dohren Wild Farmers. In der letzten Saison trafen beide Teams in regulärer Saison und Play-downs insgesamt achtmal aufeinander. Nur zweimal konnten die Hauptstädter als Sieger vom Platz gehen.

Als Aufsteiger ins Jahr 2011 gestartet, konnten sich die Berlin Sluggers im Laufe der Saison steigern und schließlich die Klasse halten. Benjamin Kleiner – vor einigen Jahren mit den Untouchables Paderborn deutscher Meister – übernahm das Zepter als Headcoach von Sean Sullivan und setzt auf einen kontinuierlichen Aufbau. Dies ist auch von Nöten, schließlich fehlen die finanziellen Mittel, um die großen Stars nach Berlin zu locken. Vom Lokalrivalen Challengers kamen vier Spieler, unter anderem auch der 18-jährige Parsa Bergengrün, der neben Ales Keprta (hat noch Trainingsrückstand) und Iwan Galkin auch als Starting Pitcher für Spiel eins in Frage kommt. Neuer Shortstop und Nachfolger von Kellen Kmiecik ist Adam Chavez, der allerdings erst kurz vor Saisonstart aus North Carolina eintraf. Bis Mitte Juni verstärkt zudem der kalifornische Austauschstudent und Catcher Patrick Lane die Sluggers. Wunschziel sind die Play-offs, aber der Kampf um den Klassenerhalt ist wohl eher realistisch.

Die Dohren Wild Farmers gehen in ihre dritte Saison in der 1. Baseball-Bundesliga. Zwar kämpfte man sowohl 2010 als auch 2011 immer gegen den Abstieg, ließ aber auch ab und an mal ein Highlight aufblitzen und schaffte so letztlich relativ locker den Klassenerhalt. Dieser ist auch das erklärte Ziel für das neue Jahr. Die Vorbereitung unter dem neuen Cheftrainer Oliver Bock, der aus Hamburg kam, lief sehr gut. Die Mannschaft konnte sich gut einspielen. Die einzige Veränderung im Kader ist die Umbesetzung des amerikanischen Starting Pitchers. Mat Keplinger folgt Garrett Rogers nach. Keine leichte Aufgabe. Doch bisher bewiesen die Wild Farmers ein glückliches Händchen bei der Auswahl der Import-Spieler. Offensiv-Kraft Nummer eins – Catcher Jeff Rustico – konnte so gehalten werden, hofft aber auf bessere Unterstützung seiner Kollegen. In Spiel eins setzt man auf den Nachwuchs. Je nach Tagesform sollen Thies Brunckhorst (23) oder Jannis Wedemeyer (18) den Zuschlag als Starting Pitcher bekommen. Der Klassenerhalt sollte zu schaffen sein, wobei man mit einem Auge auf Platz fünf schielen kann.

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Veröffentlich von: Matthias Slovig. Matthias Slovig bei kontaktieren