Interview mit Tim Wägner von den Berlin Flamingos

06. April 2023
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Tim Wägner spielte über 20 Jahre für die Berlin Flamingos, davon insgesamt vier Saisons in der 1. Baseball-Bundesliga. Nach zwei Jahrzehnten beendete der gebürtige Rosenthaler im letzten Jahr seine aktive Spielerkarriere. Am vergangenen Wochenende traf Bundesliga-Redakteur Marcel Eßers den 30-jährigen zu einem Interview im berliner Flamingo Park.

baseball-bundesliga.de: Du hast deine gesamte Baseball-Karriere bei den Berlin Flamingos verbracht. Rückblick: Welche Höhen und Tiefen hast du mit dem Verein erlebt? Welche Ereignisse sind dir in besonderer Erinnerung geblieben?

Tim Wägner: Zu meinen Höhepunkten zähle ich die Zeit bei der Nationalmannschaft. In meinen jungen Jahren – so zwischen 13 und 17 – habe ich mit Deutschland viele Erfolge gefeiert und bin mit dem Team durch die Welt gereist. Diese Erfahrung hatte damals auch großen Einfluss auf meine persönliche Entwicklung.

Ich erhielt schon früh meine ersten Einsätze in der 1. Herren-Mannschaft der Flamingos – damals noch in der Regionalliga. Es folgten der Aufstieg in die zweite Liga, der Aufstieg in die 1. Bundesliga, ein Abstieg und erneuter Aufstieg. Die Erstligaaufsteige waren immer etwas sehr Besonderes. Da war die Euphorie am größten.

Zudem gibt es noch viele persönliche Erlebnisse mit meinen Teamkollegen und dem Verein. In 20 Jahren habe ich einige tolle Leute kennengelernt, mit denen ich auch heute noch den privaten Kontakt pflege.

Es ist beeindruckend, wie sich der Verein in den zwei Jahrzehnten entwickelt hat. Damals – kaum jemand kannte die Flamingos – war das Feld hinter uns ein großer Schotterplatz. Wir haben mit Bierbänken im Batting Cage gesessen – das war unser Dugout. So begann meine Karriere bei den Flamingos. Und heute ist hier ein richtig toller Ballpark entstanden, mit Flutlicht und allem Drum und Dran.

Es gab aber auch einige Tiefen in meiner Baseball-Laufbahn. Als ich 20 Jahre alt war kam der Job dazu und ich musste mich – auch aus Vernunft – für den Berufsweg entscheiden, was zulasten meiner Baseball-Karriere ging. Da ich zu dieser Zeit nicht in Berlin wohnte, verpasste ich häufig das Training. Ich bin froh, dass ich diese Phase überstanden habe.

Ursprünglich spielte ich immer als Pitcher – auch in der Nationalmannschaft. Durch eine OP aufgrund einer Schulterverletzung wurde ich sehr verletzungsanfällig und musste leider die Pitcher-Position mit ca. 21-22 Jahren aufgeben. Seither stand ich nie wieder auf dem Mound – zumindest auf keinem nennenswerten Level – und spielte fortan hauptsächlich an der 1. Base oder im Outfield.

baseball-bundesliga.de: Nach über 20 Jahren hast du deine Karriere beendet. Warum?

Tim Wägner: Natürlich ist die Familie ein wichtiger Grund, aber auch der Job – ich bin selbstständig – spannt mich sehr ein. Hinzu kommen die langen Auswärtsfahrten – teilweise Freitagnachmittag losgefahren und erst Sonntag nach Hause gekommen – und das Thema mit der Schulter spielt eine Rolle. Die Coronajahre haben mir den Absprung ein wenig erleichtert. In den zwei verkürzten Saisons konnte ich mich langsam entwöhnen, was auch aus körperlicher Sicht ganz gut war. Rückblickend wäre so ein Karriere-Cut nach der 2019er Saison unvorstellbar gewesen.

Natürlich juckt es mir noch in den Fingern und gerne würde ich diese Saison auch spielen. Aber irgendwann muss man auch ein Ende finden. Ich wurde auch bereits gefragt, ob ich just-for-fun in unserer 3. Herren spielen möchte, gemeinsam mit einigen ehemaligen Mitspielern. Ich lasse das Thema für die Zukunft noch offen.

baseball-bundesliga.de: Wie wird deine persönliche Baseball-Story weitergehen? Wie sind deine Pläne für die Zukunft?

Tim Wägner: Auf jeden Fall werde ich als Fan weiterhin die Spiele der Flamingos verfolgen. Ich habe mein ganzes Leben mit dem Baseball verbracht und das wird auch in Zukunft so bleiben. Meine Mutter sitzt im Flamingos Vorstand. Dadurch habe ich immer relativ viele Einblicke in die Vereinsaktivitäten und habe den Vorstand in der Vergangenheit bereits öfters unterstützt. Tatsächlich wurde ich auch gefragt, ob ich offiziell in den Vorstand will. Ich kenne die Mitglieder dort sehr gut und bin auch mit einigen privat befreundet. Bei meiner Verabschiedung hat der aktuelle Vorstand schon gesagt, dass ich immer beratend tätig bin. Vielleicht ist das eine gute Beschreibung. Aber eine offizielle Position werde ich erst einmal nicht einnehmen. Einfach, um die zeitliche Verpflichtung nicht zu haben. Weil wenn, dann möchte ich der Aufgabe auch gerecht werden und das kann ich aktuell nicht garantieren.

baseball-bundesliga.de: Dein realistischer Tipp: Was ist drin für die Flamingos in der 1. Bundesliga-Saison 2023?

Tim Wägner: Das ist gerade für mich eine schwierige Frage. Ich war zuletzt nicht mehr so tief in die Saisonvorbereitung und bei den Spielereinkäufen involviert. Zudem kann ich aktuell auch schwer einschätzen, wie stark die anderen Teams sind. Natürlich bekomme ich die Spielerwechsel der Teams mit und habe auch weiterhin viel Kontakt zu unseren Spielern. Hinzu kommt auch die angepasste Abstiegsregelung in dieser Saison.

Ich hoffe auf den Klassenerhalt. Aus meiner Sicht haben wir das Potenzial für einen Platz im Mittelfeld. Leider war ich bei den Vorbereitungsspielen in Regensburg nicht dabei, aber ich hörte, dass es ganz gut lief. Ich wünsche mir, dass die Flamingos am Ende um die Playoffs mitkämpfen.

Veröffentlicht in: Berlin Flamingos, Featured in Slider, Nachgefragt
Veröffentlich von: Matthias Slovig. Matthias Slovig bei kontaktieren