Derbytime in Tübingen / Flutlicht in Heidenheim und Mainz

10. April 2014
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Für die Stuttgart Reds steht an diesem Wochenende das zweite Lokalderby in nur einer Woche auf dem Programm (Foto: Drobny, I.)

Der Auftakt in die Spielzeit 2014 ist Geschichte, die zweite Runde im Baseball-Süden steht vor der Tür. Die ersten Teams konnten in der Vorwoche schon ein Ausrufezeichen setzen. So zum Beispiel die Mannheim Tornados, die nach einem Jahr des Abstiegskampfs im Winter kräftig aufrüsteten und gegen Bad Homburg ein erstes Statement abgaben. Oder auch die Stuttgart Reds, die Titel-Mitfavorit Heidenheim einen Sieg abrangen.

Den Anfang machen an diesem Wochenende die Tübingen Hawks und die Stuttgarter. Beide treffen sich zum brisanten Lokalderby am Samstag bereits ab 12 Uhr zum Doubleheader. Für die Reds ist es das zweite Nachbarschaftsduell in nur wenigen Tagen. Auch zwei Night Games stehen im Süden der Republik am Samstag an. Um 18 Uhr empfangen die Heidenheim Heideköpfe die Mannheim Tornados, eine Stunde später heißt es bei den Mainz Athletics „Playball“ zum Heimauftakt gegen die Haar Disciples. Spiel zwei steigt jeweils am Sonntag um 13 bzw. 14 Uhr. Den Abschluss macht an diesem Spieltag der Deutsche Meister aus Regensburg. Die Buchbinder Legionäre treten am Sonntag (12 Uhr) zum Doubleheader bei den Bad Homburg Hornets an.

Tübingen Hawks – Stuttgart Reds

Ärgerlich verlief der Saisonauftakt in der Vorwoche für die Tübingen Hawks. Der Aufsteiger 2013 hielt gegen die Mainz Athletics lange mit. Am Ende entschied nur ein einziger Run über Sieg und Niederlage – mit dem schlechteren Ausgang für die Tübinger. „Uns hat das Quäntchen Glück gefehlt. Wir hatten auch nach dem 0:1 Runner in Scoring Postion. Leider ist uns der Clutch Hit nicht gelungen“, trauert Sportdirektor Rudi Helber der vertanen Chance nach. Dennoch bleibt bei den „Habichten“ die Erkenntnis, einen Playoff-Kandidaten an den Rand einer Niederlage gebracht zu haben.

Auch wenn den Tübingern in der zweiten Partie die Fälle ein wenig davon schwammen, so stellten die Hawks unter Beweis, dass sie in diesem Jahr keinesfalls nur Kanonenfutter sein werden. Neuverpflichtung Kyle Waddell bot eine Klassevorstellung auf dem Werferhügel. Der ehemalige Bad Homburger verbuchte gegen die A’s acht Strikeouts und musste eben nur diesen einen bitteren Run hinnehmen. Dennoch soll der US-Boy die Last in dieser Saison nicht allein stemmen. „Einzelne Spieler werden uns nicht zum Erfolg führen, sondern eine geschlossene Mannschaftsleistung wird der Schlüssel zum Erfolg der Tübingen Hawks sein“, lautet Helbers Devise.

Der erste Erfolg der Hawks soll nun im Lokalderby gegen die Stuttgart Reds eingefahren werden – keine leichte Aufgabe. Die Bad Cannstätter gehen gestärkt von einem Derby in das nächste. Zum Auftakt schenkten die „Roten“ Meisterschafts-Mitfavorit Heidenheim direkt eine Pleite ein. Dabei bestach vor allem die Offensive. Der Ex-Tübinger Thomas de Wolf ragte mit zwei Homeruns heraus. Und auch als Starting Pitcher fuhr der Belgier den Win ein. Die Personalie birgt immer noch eine gewisse Brisanz. In der Vorsaison wechselte de Wolf von den Hawks nach Stuttgart, woraufhin die Tübinger Protest einlegten. „Der Protest ist bis heute noch nicht durch das DBV-Sportgericht entschieden. Wir wurden wir immer wieder vertröstet“, erklärt Tübingens Helbers.

Der eigentliche Coup gelang den Reds aber kurz vor Saisonbeginn. Mit Nick Renault konnte der dominierende Werfer der Bundesliga der letzten beiden Jahre an den Neckar gelotst werden und dürfte den Schwaben wohl noch den ein oder anderen Sieg garantieren. Die Ziele formulieren die ambitionierten Stuttgarter dennoch zunächst vorsichtig. „Die Wochen der Wahrheit kommen nun gegen Tübingen und Bad Homburg. Wenn man hier Doppelsiege einfährt haben wir eine Chance auf die Playoffs“, sagt Reds-Abteilungsleiter Christoph Manske. Gegen die Hawks erwartet Manske heiße Duelle: „Tübingen gegen Stuttgart ist für beide Vereine ‚das‘ Derby. Tübingen war vor allem im ersten Spiel sehr stark gegen Mainz. Gegen Stuttgart sind die Hawks meistens noch ein Tick besser. Und gegen Waddel haben wir letztes Jahr immer schlecht ausgesehen.“

Heidenheim Heideköpfe – Mannheim Tornados

Auch im Jahr 2014 gehen die Heidenheim Heideköpfe als Mitfavorit auf die deutsche Meisterschaft ins Rennen. Das Gros der Mannschaft aus dem Vorjahr konnte gehalten werden, hinzu kommen mit Werfer Tyler Lockwood und Nationalspieler Sascha Lutz hochkarätige Verstärkungen. Zum Saisonauftakt erwiesen sich die Stuttgart Reds für die Heidenheimer als harter Brocken. Am Ende stand ein Split für das Team von Ex-Major-Leaguer Mike Hartley zu Buche. Heideköpfe-Manager Klaus Eckle erhob den Lokalrivalen daher sogleich in den Favoritenkreis: „Stuttgart hat eine bärenstarke Mannschaft und ist in dieser Besetzung Mitfavorit auf die deutsche Meisterschaft 2014.“

Mit der Leistung der eigenen Truppe war Eckle weitestgehend zufrieden. „Die Offensive und die Defense haben schon gut funktioniert, auch wenn in der Verteidigung einige Bälle ganz einfach unglücklich versprungen sind“, konstatierte Eckle. Was das Pitching anbelangt, so sieht der Heidenheimer noch Luft nach oben. „Unser Pitching wird sich im Laufe der Saison – nicht nur durch Luke Sommer – noch weiter verbessern, Ex-MLB-Pitcher Mike Hartley arbeitet daran sehr gewissenhaft“, erklärte der Heidenheimer Manager. Sommer weilt studienbedingt vorerst noch in den USA. Auch deshalb schlüpfte Catcher Simon Gühring in der Vorwoche in die ungewöhnliche Rolle des Closers.

Als große Unbekannte startete der Rekordmeister aus Mannheim am vergangenen Wochenende in die Saison. Mit acht Neuzugängen gehen die Kurpfälzer 2014 an den Start. Was in ihnen steckt, stellten die Tornados zum Auftakt gegen Bad Homburg unter Beweis. Mit einem glatten 10:0, 5:4-Doppelsieg verließ das Team von Neu-Trainer Cody Puckett das Feld. Mit breiter Brust reisen die Mannheimer daher auch zum ersten großen Prüfstein nach Heidenheim. „Wir fahren definitiv nach Heidenheim, um Spiele zu gewinnen“, gibt Routinier Dominik Höpfner die Devise aus: „Die Neuen haben sich sehr gut präsentiert und passen gut ins Team. Dass Heidenheim auf dem Papier stark ist, ist bekannt. Was das aber letzten Endes auf dem Feld bedeutet, hat Stuttgart bereits demonstriert.“

Den Respekt der Heidenheimer haben sich die Tornados durch ihren beherzten Auftritt am ersten Spieltag schon einmal erarbeitet. „Ein 10:0-Spiel gegen einen Erstliga-Konkurrenten spricht für sich. Schon allein die große Anzahl ausländischer Verstärkungen macht aus den Tornados einen ernsthaften Playoff-Konkurrenten 2014. Wir werden unseren besten Baseball spielen müssen und wollen unter allen Umständen zwei Heimsiege holen“, kündigt Eckle an. Der Startschuss zum Duell fällt am Samstag um 18 Uhr.

Mainz Athletics – Haar Disciples

Nach Jahren des Umbruchs sind die Mainz Athletics im letzten Jahr wiedererstarkt zurückgekehrt. Lange führten die A’s die Tabelle an, am Ende kam für die jungen Wilden von Trainer Ulli Wermuth aber erneut im Viertelfinale das Aus. Die Konkurrenz um einen Playoff-Platz ist in diesem Winter angewachsen. Daher war der Doppelsieg in Tübingen am ersten Spieltag für die Rheinhessen Gold wert. Rückkehrer Jan-Niclas Stöcklin lieferte beim 1:0-Erfolg in Spiel eins mit 14 Strikeouts eine grandiose Darbietung ab. Auch das Nervenkostüm des Meisters von 2007 bestand die erste Probe. Lediglich der Offensivmotor der Mainzer stockte noch. „Meine Hitter sind sicher noch nicht ganz da, wo sie sein müssen. Aber es ist früh im Jahr und am Ende zählen die beiden Siege“, resümierte Wermuth.

Zum Heimauftakt bekommen es die A’s sogleich mit einem direkten Konkurrenten um einen Playoff-Platz zu tun. Die Haar Disciples verloren nur unglücklich beide Partien beim Serienmeister aus Regensburg. Athletics-Coach Wermuth erwartet eine schlagstarke Truppe: „Für mich zählt Haar zu den offensiv stärkeren Teams der Liga. Unsere Defense wird viel zu tun haben. Darauf stellen wir uns diese Woche ein.“ In der Tat präsentierten sich die Münchner Vorstädter in der Oberpfalz in bestechender Frühform. Satte 25 Hits standen für die „Jünger“ gegen Mike Bolsenbroek & Co. zu Buche.

Die Neuzugänge – allen voran US-Boy Joey Dyche – fügten sich hervorragend in das Team von Spielertrainer Michael Stephan ein. Mit einem Grand-Slam-Homerun brachte der Shortstop den amtierenden Champion an den Rand einer Niederlage. Und auch Pitcher Gabriel Sandersius ließ sein Potential gegen die Legionäre bereits aufblitzen. Die Zielsetzung der Haarer ist für dieses Jahr wieder ganz klar das Erreichen der Playoffs. Nach Mainz reisen die Disciples mit hohen Zielen: „Ich bin davon überzeugt, dass wir mit einer ähnlichen Offensivleistung wie in Regensburg mit zwei siegen nach Hause fahren“, erklärte Stephan.

A’s-Coach Wermuth fordert von seinen Jungs „fehlerfreie Defense und konsequentes Pitching vom ersten bis zum letzten Inning“. Der Mainzer ist guten Mutes: „Ich denke, wir sind im Bullpen gut besetzt und können so hoffentlich die Offense von Haar in Schach halten.“ Einer spannenden Saisoneröffnung Am Hartmühlenweg sollte also nichts im Wege stehen. „Ich erwarte zwei hochklassige Spiele, bei denen es stark auf die Tagesform ankommt“, so Wermuth.

Bad Homburg Hornets – Buchbinder Legionäre Regensburg

Die Bad Homburg Hornets mussten gleich am ersten Spieltag ihren ersten Dämpfer hinnehmen. Gegen einen direkten Konkurrenten im Abstiegskampf des Vorjahres, die Mannheim Tornados, setzte es zum Auftakt eine 0:10-Schlappe. Für die „Hornissen“ spricht, dass sie sich in der zweiten Partie berappten und dem wiedererstarkten Rekordmeister lange Paroli boten. Es wird sich erst im Laufe der Saison zeigen, inwiefern die jungen Neuzugänge den Aderlass im Winter vergessen machen können. Immerhin trugen die US-Boys Elliott Glynn und Kyle Waddell 2013 einen großen Teil zur erfolgreichsten regulären Saison in der Bundesliga-Geschichte der Hornets bei.

Die Tatsache, dass die Mannheimer in diesem Jahr nicht mit denen aus der letzten Saison zu vergleichen sind, lässt die Bad Homburger auf Besserung hoffen. Ob diese für das Team von Neu-Trainer Martin Matlacki allerdings ausgerechnet gegen den Serienmeister aus Regensburg eintreten wird, ist doch mehr als fraglich. Ein Schlüssel für Bad Homburg könnte der neue US-Werfer Matt Broder sein. Der einzige Import der Hornets in diesem Jahr lieferte gegen Mannheim eine ordentliche Vorstellung ab.

Bei den Buchbinder Legionären sind die Ansprüche 2014 erneut hoch. Der Champion der vergangenen vier Spielzeiten peilt nichts anderes als seine sechste Meisterschaft an. Doch auch bei den top besetzten Regensburgern lief am ersten Spieltag der neuen Saison längst nicht alles rund. 17 Gegenpunkte und 25 zugelassene Hits entsprachen ganz und gar nicht der Vorstellung von Trainer Martin Helmig. Der Erfolgscoach machte klar, dass der Auftakt gegen Haar trotz zweier Siege für ihn nicht akzeptabel war. „Ich habe auch gegenüber der Mannschaft eine harte Ansage gemacht“, betont Helmig: „Wir müssen anders agieren, unsere Aufgaben ordentlich und gewissenhaft erledigen.“

Alles andere als ein Doppelsieg in Bad Homburg dürfte den Haussegen bei den Oberpfälzern schon früh im Jahr schief hängen lassen. „Wir haben unsere Aufgaben zu erledigen“, fordert Helmig daher: „Die Feldspieler müssen einfache Dinge richtig machen und die Pitcher gute Würfe liefern. Ich will Qualitätsarbeit sehen.“ Der Legionäre-Trainer spielt mit dem Gedanken, einige Wechsel vorzunehmen und denkt dabei vor allem an die junge Garde der Regensburger. So soll der 18-jährige Wolfgang Reitter seine Saisonpremiere auf dem Werferhügel feiern. Überhaupt überlegt Helmig, wen er auf die Reise in den Taunus mitnehmen wird. „Es bringt nichts, Spieler durch halb Deutschland zu kutschieren und sie dann auf der Bank versauern zu lassen“, erklärt der 52-Jährige. Ungewohnt für die Night Game erprobten Regensburger ist der Doubleheader am Sonntag.

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Veröffentlich von: Matthias Slovig. Matthias Slovig bei kontaktieren