Dominik Wulf: Es bleibt dabei!

20. November 2013
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Im Finale zeigte der Routinier noch mal seine Klasse und wurde als bester Schlagmann ausgezeichnet (Foto: Keller, W.)

Seit 2000 spielte er in der Bundesliga, zuerst bei den Cologne Dodgers und ab 2003 in Solingen. Dazu war er noch ein fester Bestandteil der Nationalmannschaft in den vergangenen zwölf Jahren und der deutsche Spieler mit den meisten Homeruns bei Welt- und Europameisterschaften. Auch wenn er bei insgesamt 30 Spielen auf dem Mound einen starken ERA von 1.74 erzielen konnte, ist Dominik Wulf vor allem für seine Offensivkünste bekannt. Mehr als 600 Hits stehen für den 31-jährigen zu Buche, 2004 und 2007 war er Bester Schlagmann der 1. Baseball-Bundesliga Nord und in den Jahren 2005 und 2009 sogar Most Valuable Player. In der vergangenen Finalserie gegen die Buchbinder Legionäre legte der Routinier nach und wurde als bester Schlagmann der Finalserie ausgezeichnet. Weitere Awards oder Hits werden vorerst nicht hinzukommen, denn Solingens Nummer 12 hört auf. Baseball-Bundesliga.de hat mit dem Solinger Infielder über seine außergewöhnliche Karriere gesprochen.

Kannst Du Dich noch an Deinen ersten Hit in der Bundesliga erinnern oder Deinen ersten Hit als Alligator?

Dominik Wulf: Also, an meinen ersten Hit in der Bundesliga kann ich mich erinnern. Allerdings habe ich mein erstes Spiel in der 2. Bundesliga mit den Hochtal Neandertalern gegen die – damals noch – Essen Gosse Necks bestritten. An das Jahr kann ich mich nicht mehr erinnern. Ich muss so 14 oder 15 Jahre alt gewesen sein. Damals habe ich in meinem ersten At-Bat einen Basehit ins Rightfield über den Firstbaseman gehabt. Leider kann ich mich an meinen Hit in der ersten Bundesliga bei den Cologne Dodgers nicht mehr erinnern.

Die Off-Season läuft und es sind noch einige Monate bis zur Saison 2014. Die erste Saison im neuen Jahrtausend ohne Dominik Wulf in der 1. Baseball-Bundesliga? Bleibt es dabei?

Wulf: Es bleibt dabei.

Mit 31 Jahren bist Du ja eigentlich im besten Alter für einen Baseballer. Welche Gründe haben Dich zu diesem Schritt bewegt?

Wulf: Es stimmt, eigentlich könnte ich noch weiterspielen. Die Belastungen zwischen Baseball, Beruf und Familie sind jedoch enorm. Häufig muss ich am Wochenende arbeiten. Mir bleibt wenig zeit für Entspannung. Wenn ich in einem Team Spiele mache ich das ganz oder gar nicht. Es ist für mich sehr belastend immer alle Termine wahrzunehmen. In meinem Leben bricht aber auch eine Phase an, in der ich mich beruflich weiterentwickeln möchte. Ich habe in den letzten Jahren Baseball gelebt, irgendwie werde ich ihn auch weiter leben, aber jetzt ist Zeit für eine Veränderung.

Nicht nur am Schlag glänzte Wulf in seiner Karriere, auch im Solinger Infield war die Nummer 12 eine Bank (Foto: Keller, W.)

Mehr als 300 Spiele in der regulären Saison, dazu noch mehr als 100 in den Play-offs, insgesamt die 500er Marke durchbrochen. Gibt es da „den schönsten Moment“ in Deiner Karriere in der Bundesliga oder wäre das eher eine längere Hitliste?

Wulf: Es gab viele schöne und schmerzliche Momente. Unter´m Strich bleibt ein positives Gefühl. Ich möchte keine Hierarchie von schönen Momenten skizzieren, aber hier ist eine Auswahl:

– 1995: Finalspiel der deutschen Jugendmeisterschaften in Bonn gegen die Darmstadt Whippets (leider verloren)
– 2001: Teilnahme an der EM in Bonn und Köln
– 2004: Aufstieg bei der B-Pool EM
– 2006: Deutscher Meister
– 2007 und 2008: Olympic Qualifier und WM in Taiwan (2007 erster WM Sieg der Nationalmannschaft gegen Thailand)
– 2010: EM in Stuttgart mit dem dritten Platz

In meiner Bundesligakarriere war ich jedes Jahr in den Playoffs und habe insgesamt sechs Finalserien gespielt.

In Deiner Karriere hat sich einiges verändert in der 1. Baseball-Bundesliga. Die Spiele gehen mittlerweile zweimal über neun Innings, im zweiten Spiel darf ein „Foreign Pitcher“ eingesetzt werden. Welche Änderungen würdest Du einführen, wenn Du die Chance dazu hättest?

Wulf: (überlegt) Darüber habe ich mir noch nie so richtig Gedanken gemacht. Einige Regeln führen dazu, dass sich deutsche Spieler auf einigen Positionen weniger entwickeln – im internationalen Vergleich gesehen. Es ist sicher schwierig hier einzugreifen und mit noch mehr Regeln alles bestimmen und verändern zu wollen. Vielleicht wäre es interessant die Regel für ausländische Pitcher nicht auf das zweite Spiel festzulegen, sondern auf ein Spiel pro Spieltag. Dann könnte es zu interessanten taktischen Änderungen kommen.

Du hast zusammen mit Norman 2006 den Titel als Spieler geholt, jetzt ist Norman der Trainer der Alligators. Könnte es in der Zukunft ebenfalls den „Coach Wulf“ oder den „Manager/Funktionär Wulf“ geben?

Wulf: Ja, das könnte ich mir vorstellen. Ich habe viele Ideen, wenn ich Trainer wäre. Interessant ist es wenn man seine Philosophie einfließen lässt und am Ende schaut, was herauskommt.

Du warst als Spieler ja eher für Deine Power bekannt. Würde sich das auch in Deiner Trainer-Philosophie zeigen oder bist Du heimlich ein Fan des Smallballs?

Wulf: Ich denke die Trainer-Philosophie muss sich auch die Eigenschaften des Teams anpassen. Als Trainer muss man Fähigkeiten seiner Mannschaft erkennen und sie dann sinnvoll umsetzen lassen bzw. sie weiterentwickeln. Ein ausgewogenes Verhältnis der Fähigkeiten „Smallball“ und „Power“ schafft ein großes Spektrum an Handlungsmöglichkeiten für den Trainer. Für den Gegner bedeutet das Unsicherheit und konsekutiv eine höhere Fehlerwahrscheinlichkeit, die mir eine Überlegenheit bietet. Ich glaube, dass wenn ich diese Unsicherheit bei meinem Gegner geschaffen habe, bevor der Pitcher den Ball wirft, werde ich mehr Spiele gewinnen als verlieren.

Und zum Abschluss: Was machst Du Ende März 2014?

Wulf: Ich hoffe, dass ich dann gesund bin und mir ein Baseballspiel von der Tribüne anschauen kann.

Veröffentlicht in: Featured in Slider, Nachgefragt, Solingen Alligators
Veröffentlich von: Matthias Slovig. Matthias Slovig bei kontaktieren